Unternehmen streichen Investitionen zusammen
Unternehmen streichen Investitionen zusammen
Wirtschaft schrumpft – Dramatischer Einbruch bei Ausgaben für neue Ausrüstung – Konsumenten halten sich zurück
lz Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft ist auch im zweiten Quartal geschrumpft. Die Wirtschaftsleistung ging um 0,1% zum Vorquartal zurück. Das Statistische Bundesamt bestätigte damit eine erste Schnellmeldung. „Nach dem leichten Anstieg im Vorquartal hat sich die deutsche Wirtschaft im Frühjahr wieder abgekühlt“, sagte Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt noch um immerhin 0,2% gegenüber dem Vorquartal gestiegen.
Allerdings zeigen die nun veröffentlichten Detaildaten das ganze Ausmaß der Misere, die durch die reine Wachstumszahl nicht abgebildet wird: Es sind vor allem die Investitionen in Ausrüstung, die zu dem negativen Ergebnis beigetragen haben, was viele Hoffnungen auf ein baldiges Wiederaufleben der Wachstumskräfte zerplatzen lässt.
Düstere Vorzeichen
Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – sanken preis-, saison- und kalenderbereinigt um 4,1% zum Vorquartal, die Ausgaben für Neubauten fielen um 2% zurück. Betrachtet man die Zeitreihe seit dem ersten Quartal 2023 gab es nur zwei Quartale, in denen die Bruttoanlageninvestitionen nicht geschrumpft sind; mit Blick auf das jeweilige Vorjahresquartal waren sogar alle Quartale negativ.
Das sind düstere Vorzeichen, weil gerade die Ausrüstungsinvestitionen ein guter Signalgeber für die künftige Entwicklung sind. Denn Investitionen werden schließlich getätigt, wenn Unternehmen dem aktuellen wirtschaftlichen und politischen Umfeld trauen, ihre Werke modernisieren, dort mehr produzieren wollen oder ihr Sortiment auf neue Sektoren ausweiten. Die Details zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts zeigten insofern die „ganze Tristesse“ der deutschen Wirtschaft, bringt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank, auf den Punkt.
Konsumenten zaudern
Zumal sich auch die Konsumenten trotz hoher Reallohnsteigerungen mit Ausgaben weiter zurückhalten. Der private Konsum ging im Frühjahr um 0,2% zurück, während die Konsumausgaben des Staates um 1,0% zum Vorquartal zulegen konnten. Dass sich der Konsumknoten bei den Verbrauchern demnächst auflösen könnte, ist eher unwahrscheinlich, weil jüngste Verbraucherbefragungen auch hier eine eher negative Tendenz signalisieren.
Auch vom Außenhandel fehlten Impulse: Exportiert wurden im zweiten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt 0,2% weniger Waren und Dienstleistungen als im ersten Quartal.
Rezession voraus
An dieser Situation wird sich wohl so schnell nichts ändern, erwartet VP-Ökonom Gitzel. Um für frische Impulse zu sorgen, „wäre einmal mehr die Politik aufgefordert, für einen deutlichen Bürokratieabbau zu sorgen. Dies könnte zumindest der inländischen Investitionstätigkeit frischen Wind verleihen.“
Auch die Bundesbank rechnet damit, dass sich die Konjunkturbelebung hinauszögert und erwartet eine anhaltende Konjunkturflaute. Dagegen rechnet das Ifo-Institut damit, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession hineinschlittert.