Inflation

US-Erzeugerpreise ziehen kräftig an

In den USA haben sich Konsumgüter so stark verteuert wie seit über 40 Jahren nicht mehr, nun meldete die Regierung auch einen Anstieg der Erzeugerpreise um mehr als 11%. Aus der Fed fordern erste Stimmen eine Erhöhung des Leitzinses um 100 Basispunkte.

US-Erzeugerpreise ziehen kräftig an

det Washington

Nach den Verbraucherpreisen hat der kräftige Anstieg der US-Erzeugerpreise im Juni ein weiteres Signal für einen anhaltend hohen Inflationsdruck geliefert. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, legten die Preise auf Produzentenebene im Vergleich zu Mai um 1,1% und im Vorjahresvergleich um 11,3% zu. Ökonomen hatten geringere Werte erwartet.

Wie auf Konsumentenebene wurden auch die Erzeugerpreise von den Energiekosten getrieben. Im Juni machte Energie bei Waren, die sich gegenüber dem Vormonat um 10,0% verteuerten, fast 90% der Steigerungen aus. Die Kernrate, die bei den Erzeugerpreisen neben Energie und Lebensmitteln auch Handelsleistungen ausklammert, kletterte um 0,3% und auf Jahressicht um 6,4%.

Indes könnte sich die Notenbank angesichts des Preisauftriebs ge­zwungen sehen, die Zügel noch straffer zu ziehen als bisher angenommen. Raphael Bostic, der Präsident der Federal Reserve Bank von Atlanta, meinte, dass man bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 26. und 27. Juli mit Blick auf den Umfang der Zinserhöhung „keinem vorgeschriebenen Kurs verpflichtet“ sei.

Darauf angesprochen, ob dies auch die Möglichkeit einer Erhöhung um 100 Basispunkte einschließt, sagte Bostic, dass „alles zur Debatte steht“. Mittlerweile glauben auch Analysten, dass seit der Veröffentlichung der neuesten Daten die Wahrscheinlichkeit einer Straffung um einen Prozentpunkt deutlich gestiegen ist. Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, lag am Donnerstagnachmittag die Chance bei immerhin 39,2%, dass der Offenmarktausschuss den Zielkorridor für den Leitzins um 100 Basispunkte auf 2,5 bis 2,75% hochschrauben wird.

Auf anhaltenden Inflationsdruck deutet auch das jüngste Beige Book der Notenbank hin. Der Bericht wird achtmal im Jahr veröffentlicht und spiegelt die konjunkturelle Lage in den Regionen wider, die durch einen Fed-Ableger vertreten sind. Demnach war seit dem letzten Bericht im Mai nur „moderates Wachstum“ zu beobachten. In fünf der Bezirke zeigten sich die Notenbanken besorgt um das „gestiegene Risiko einer Re­zession“.

In den meisten Regionen stellten die Notenbanken fest, dass Unternehmen gestiegene Inputpreise ohne großen Widerstand an Verbraucher weitergeben konnten. Dies deuten Ökonomen wiederum als ein weiteres Zeichen anhaltend hoher Inflation. Allgemein gehen die Fed-Präsidenten davon aus, dass vor Jahresende mit keiner Entspannung an der Preisfront zu rechnen ist.

Auch meldete das BLS für die vergangene Woche einen Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosengeld um 9000 auf 244000. Analysten hatten einen unveränderten Wert erwartet.

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