US-Inflation sinkt nur leicht
det Washington
Getrieben von höheren Mieten, Häuserpreisen und anderen Wohnkosten stiegen die US-Verbraucherpreise im Januar stärker als erwartet. Dies dürfte die Notenbank in ihren Plänen bestätigen, weitere Leitzinserhöhungen zu beschließen. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, verteuerten sich Konsumgüter um 0,5% und im Vorjahresvergleich um 6,4%. Das ist der geringste Anstieg seit Oktober vorletzten Jahres. Erwartet hatten Ökonomen aber Werte um 0,4% und 6,2%. Über den Markterwartungen lag auch die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert.
Wohnkosten legen zu
Der monatliche Preisanstieg ist die deutlichste Zunahme seit Oktober vergangenen Jahres. Fast 60% der Steigerung entfielen auf Wohnkosten, die um 0,7% zulegten. Teurer waren auch Benzin und Lebensmittel. Ohne Berücksichtigung von Energiepreisen und Lebensmitteln waren Konsumgüter um 0,4% teurer als im Dezember. Gegenüber dem Vorjahr kletterten die Preise um 5,6%. Das ist die geringste Zunahme seit einem Jahr.
Der Bericht gibt nach Ansicht einiger Ökonomen aber insofern Anlass zu verhaltenem Optimismus, als die Jahresrate seit Juni und ohne die beiden volatilsten Komponenten seit September vergangenen Jahres kontinuierlich zurückgegangen ist. Auch wiesen wichtige Teilindikatoren des Verbraucherpreisindex (CPI) eine rückläufige Tendenz auf.
Neue Gewichtung
So gaben die Preise für Produkte, die als Folge der Lockdowns und Störungen in globalen Lieferketten während der Corona-Pandemie teilweise mit zweistelligen Jahresraten zugelegt hatten, deutlich nach. Unter anderem waren die Kosten der Krankenversorgung im Januar geringer als im Vormonat. Bei Gebrauchtwagen, deren Preise während der Pandemie im Vorjahresvergleich um fast 50% gestiegen waren, wurde sogar ein Rückgang um 1,9% und auf Jahressicht um 11,6% gemessen. Deutlich billiger als zuvor waren auch Flugtickets.
Allerdings sind einige Ökonomen der Ansicht, dass der CPI-Bericht vom Januar mit Vorsicht zu genießen ist und noch einer eingehenden Analyse bedarf, weil das BLS seine Methodologie geändert hat. Größere Bedeutung als zuvor wird nun nämlich den Wohnkosten beigemessen. Darin wäre eine Erklärung dafür zu sehen, dass diese einen überproportional großen Anteil an dem Anstieg der Gesamtrate hatten. Weniger als zuvor fallen andere Komponenten, etwa Lebensmittel und Energieprodukte, ins Gewicht. Das könnte im Vergleich mit früheren CPI-Zahlen zu Verzerrungen geführt haben.
Gleichwohl dürfte den meisten Experten zufolge jedenfalls die neunte Leitzinserhöhung in Folge nun so gut wie eingetütet sein. Seit März vergangenen Jahres hat der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank insgesamt achtmal den Zielkorridor für die Federal Funds Rate um insgesamt 4,5 Prozentpunkte hochgeschraubt.
Die Zielzone bewegt sich nun zwischen 4,5 und 4,75%. Nach der Veröffentlichung des aktuellen Inflationsberichts schätzte das viel beachtete Fed Watch Tool der CME Group die Wahrscheinlichkeit, dass das FOMC im März den Tagesgeldsatz um weitere 25 Basispunkte anheben würde, auf über 90%.
Disinflationärer Prozess
Wie Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group, feststellte, „gaben zwar einige Komponenten nach, dennoch deuten die Inflationszahlen insgesamt auf ein weiter recht robustes Tempo der Preissteigerungen hin“. Jeffrey Roach, Chefvolkswirt bei LPL Financial, stellte fest, dass „die Inflation zwar weiter nachlässt“. Gleichwohl werde der weitere Weg zu einer erkennbar niedrigeren Teuerungsrate ein beschwerlicher sein. Roach betonte, dass der Zinsentscheid sich keineswegs an einem Bericht orientieren werde. Gleichwohl stehe fest, dass sich „die Inflation nicht mit dem Tempo abkühlt, das sich die Fed gewünscht hat“.
Zwar hatte Notenbankchef Jerome Powell kürzlich gesagt, dass „der disinflationäre Prozess begonnen hat“, zugleich aber betont, dass es noch einige Zeit dauern werde, bis sich die Teuerungsrate wieder dem Inflationsziel von 2% nähere. Hierbei legen die Währungshüter allerdings nicht den CPI-Bericht, sondern den PCE-Preisindex zugrunde. Dieser war im Dezember um 5,0% und an der Kernrate gemessen um 4,4% gestiegen. Die Zahlen für Januar werden übernächste Woche veröffentlicht.