US-Jobmarkt steht wieder unter Strom
US-Jobmarkt steht wieder unter Strom
Starkes Stellenwachstum könnte längere Zinspause bedeuten – Lohnsteigerungen bleiben moderat
Die Neueinstellungen in der US-Wirtschaft sind im Dezember deutlich stärker gestiegen als erwartet. Trotz leicht nachlassenden Lohndrucks könnte dies zur Folge haben, dass die Notenbank für längere Zeit auf Zinssenkungen verzichtet. Die Zinspause könnte sogar bis zum Jahresende andauern.
det Washington
Der US-Arbeitsmarkt hat zum Jahresausklang kräftig zugelegt und der Hoffnung auf weitere Zinssenkungen einen Dämpfer verpasst. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden im Dezember ohne Berücksichtigung des Agrarsektors 256.000 neue Stellen. Erwartet hatte Bankvolkswirte ein Plus von knapp 160.000. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 4,1%. Die Zahlen widersprechen dem Bericht von Automatic Data Processing (ADP), der geringeres Wachstum gemeldet hatte.
Als positiv heben Analysten hervor, dass das Stellenwachstum ausgewogen und weit verbreitet war. Im Gesundheitswesen entstanden 46.000 neue Jobs. Der Einzelhandel sowie das Gast- und Freizeitgewerbe stellten jeweils 43.000 neue Mitarbeiter ein. Zuwächse ermittelte das BLS auch im öffentlichen Dienst sowie dem Sozialbereich. Kaum verändert war die Beschäftigungslage hingegen in der Industrie, wo seit September die Produktion kontinuierlich geschrumpft ist.
Bei dem Arbeitsmarktbericht handelt es sich bisher um den ersten Datensatz im neuen Jahr, der Einfluss aus den zinspolitischen Kurs der Notenbank haben kann. Die Stärke bei Neueinstellungen bedeutet nach Ansicht von Analysten, dass neue Inflationsrisiken lauern könnten. Zwar ließ der Lohndruck leicht nach. Die durchschnittlichen Wochenlöhne stiegen gegenüber November um 0,3% und auf Jahressicht um 3,9%. Beide Werte liegen um 0,1 Prozentpunkte unter den Zahlen vom Vormonat. Dennoch vermuten einige Ökonomen, dass das kräftige Stellenwachstum die Arbeitskosten höher treiben wird. Folglich könnte die Fed sich veranlasst sehen, bei weiteren Lockerungen nun größere Vorsicht walten zu lassen.
Längere Zinspause
Im Dezember hatten die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) ihre Prognosen für 2025 von Leitzinssenkungen um kumulative 1,0 Prozentpunkte auf nur 50 Basispunkte revidiert. Nach der Veröffentlichung des Berichts stieg nach dem FedWatch Tool der CME Group die Wahrscheinlichkeit, dass der Zielkorridor für den Tagesgeldsatz Ende des Monats bei 4,25 bis 4,5% bleiben wird, auf über 95%. Auch legten die Chancen einer fortgesetzten Zinspause bei den FOMC-Sitzungen im März und im Mai deutlich zu. Anzunehmen ist, dass der Ausschuss im März im Rahmen seiner aktualisierten Prognosen auch die Zahl der erwarteten Zinsschritte anpasst.
Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury, schließt nun weitere Lockerungen bis Mitte des Jahres aus. „Der Bericht hat praktisch sichergestellt, dass die Fed mindestens bis Juni Zinssenkungen ausschließen wird“, sagte Ryan. Vorstellbar sei auch, „dass wir während des gesamten Jahres 2025 keine Heruntersetzung des Leitzinses sehen werden“.
Sorge vor Trumps Zöllen
Dass im weiteren Jahresverlauf alles offen bleibt, hängt insbesondere mit der hohen Nervosität über die erwarteten Einfuhrzölle ab. Unklar ist noch, ob der künftige Präsident Donald Trump umfassende Zölle verhängen wird. Die FOMC-Minutes, das Protokoll der letzten Sitzung, spiegelt bei der Fed große Sorgen über die Folgen der Abgaben für die Teuerung. Zuletzt hatten US-Medien geschrieben, dass Trump die Zölle auf Branchen begrenzen würde, die „kritisch für die nationale Sicherheit“ sind. Das würde Ökonomen zufolge das allgemeine Preisniveau weniger hochtreiben.
Christopher Waller, Mitglied des Fed-Vorstands, sagte diese Woche, dass „die Zölle keine signifikanten oder dauerhaften Folgen für die Inflation haben werden“. Unterdessen durchliefen die Prognosen der FOMC-Mitglieder ein breites Spektrum. Einige hielten im Dezember bis zu fünf Zinssenkungen für möglich, könnten diese Voraussagen aber im März kräftig nach unten revidieren.