US-Notenbankerin warnt vor zu frühem Nachgeben bei Zinsen
US-Notenbankerin warnt vor
frühem Nachgeben bei Zinsen
Mester: Kosten von zu geringer Straffung höher – Gefahr wieder steigender Preise
ms Frankfurt
US-Notenbankerin Loretta Mester hält es aktuell für die größere Gefahr, im Kampf gegen die Inflation zinspolitisch zu wenig zu tun, als zu viel zu tun – wobei sie auch die Hochinflationsphase in den 1970er Jahren als abschreckendes Beispiel sieht. „Ich denke, dass die Kosten eines Unterschießens der Geldpolitik im Moment immer noch höher sind als die eines Überschießens“, sagt die Präsidentin der regionalen Fed Cleveland im Interview der Börsen-Zeitung. „Die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Kosten für die Rückkehr zur Preisstabilität sogar noch höher sind, wenn wir zu wenig straffen.“
Wegen der zu hohen Inflation hat die Fed ihren Leitzins seit März 2022 um insgesamt 525 Basispunkte angehoben und damit so aggressiv wie seit Jahrzehnten nicht. Jetzt steht sie vor der Frage, ob sie weiter geht oder nicht. Die Inflation hat deutlich nachgelassen, liegt aber oberhalb des 2-Prozent-Ziels. Zugleich verliert jedoch die US-Wirtschaft an Schwung. Ex-US-Finanzminister Larry Summers hat jüngst Parallelen zu den 1970er Jahren gezogen und die Fed vor einem zu frühen Einknicken bei den Zinsen gewarnt. Die Politik der Fed gibt auch weltweit den geldpolitischen Takt vor.
Mester für weitere Zinserhöhung
Mester lobt nun zwar die guten Fortschritte beim Inflationsrückgang. Die Inflation sei „aber immer noch viel zu hoch“. „Es bleibt für uns also noch viel zu tun“, sagt sie. Zugleich verweist sie darauf, dass die US-Wirtschaft besser dastehe als erwartet. „Angesichts der Stärke des Arbeitsmarktes und der Stärke der zugrunde liegenden Nachfrage bin ich der Auffassung, dass aktuell die Kosten einer unzureichenden Straffung größer sind“, so Mester.
Sie favorisiert deshalb nach aktuellem Stand zumindest eine weitere Zinserhöhung. „Ich kann mir gut vorstellen, nach dem, was ich bislang sehe, dass wir vielleicht etwas höher gehen müssen, dass wir also den Leitzins noch etwas anheben müssen.“ Am Freitag hatte ein eher gemischt ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht Zinserhöhungserwartungen an den Finanzmärkten gedämpft.
Mester sieht die Gefahr einer Art zweiten Inflationswelle. „Wir sehen, dass bestimmte Preise wieder ansteigen, wie die Benzinpreise. Das kann zu einer höheren gemessenen Inflation führen." Auch deshalb sieht sie absehbar keine Zinssenkungen. „Ich erwarte derzeit nicht, dass wir die Zinssätze Anfang nächsten Jahres senken werden. Ich denke vielmehr, wir müssen noch eine ganze Zeit einen ausreichend restriktiven Kurs fahren, um die Gewissheit zu haben, dass die Inflation wieder auf 2% zurückgeht.“
Mester spricht sich zudem dafür aus, den begonnenen Abbau der aufgeblähten Fed-Bilanz fortzusetzen – „auch wenn wir die Zinsen nicht mehr erhöhen oder sogar senken“.
Das Interview in englischer Originalfassung finden Sie hier.
Interview Seite 8