US-Strafzölle gegen China nur in entschärfter Form?
Strafzölle gegen China in entschärfter Form?
Ökonomen erwarten aus Sorge vor Inflationsschub in den USA nur graduelle Anhebung
lz Frankfurt
Die Verhängung von Strafzöllen durch die USA wird nach Meinung des China-Chefvolkswirts der Deutschen Bank, Yi Xiong, nicht so dramatische Folgen haben, wie zunächst befürchtet. Er geht davon aus, dass die neue US-Administration unter Führung von Donald Trump schon aus Sorge vor zu starker Preissteigerungen in den USA die Zölle nur verhalten anheben werde, sagte er in einem Webinar des Sino-German Centre der Frankfurt School am Dienstag. Ende 2025 dürfte das Zollniveau allenfalls zwischen 10 und 20% liegen.
Die Einschätzung deckt sich mit einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, wonach die künftige US-Regierung unter Trump entgegen bisheriger Wahlkampfäußerungen die Zölle nur schrittweise erhöhen wolle. Berater hätten dem künftigen US-Präsidenten zu diesem Vorgehen geraten, um damit die Verhandlungsposition zu stärken und gleichzeitig einem Anstieg der Inflation entgegenzuwirken. „Ob Trump am Ende aber auf seine Berater hören wird, steht auf einem anderen Blatt“, mahnte LBBW-Experte Sandro Pannagl.
Auch könnte China die Zollwirkungen ebenfalls mit einer Währungsabwertung eingrenzen. Bisher, so Xiong, habe das Land seine Währung stets stabil gehalten. Wenn der Druck aber im Zuge der Zolldrohungen nun steige, könnte sich das ändern. Dann aber rechnet er nur mit einer Abwertung zum Dollar, während er zum Euro eher eine Aufwertung erwartet.
Auch Gegenzölle heikel
Inwieweit auch Europa auf die Entwicklung reagieren wird, weil China dann womöglich seine Exporte stärker auf den europäischen Binnenmarkt ausrichten wird, ist noch unklar. Chinas Handelsministerium hat immerhin festgestellt, dass Handelspartner inzwischen 160 Untersuchungen eingeleitet haben, was deutlich mehr ist wie in den Vorjahren. Zugleich deutet das darauf hin, dass sich die Handelspartner vorbereiten. Julia Haes, Managing Director des „China Institute für die deutsche Wirtschaft“ (CIDW) mahnt jedoch zur Vorsicht. Zum einen sei China inzwischen in einigen Bereichen technologisch so weit vorangekommen, dass Handelspartner sich dadurch selber bestraften. Zum anderen könnten die vom chinesischen Staat subventionierten Produkte ja auch kostendämpfend für eigene Investitionen verwendet werden.
Haes verweist auf die günstigen Photovoltaikzellen. Immerhin könnte man dann mit China-Panels auf viele Jahre hinaus günstigen Strom produzieren und diesbezüglich zunehmend autark werden. Und das sei allemal besser, als das Geld weiter für fossile Brennstoffe auszugeben und Abhängigkeiten zu verfestigen.
Insgesamt erwarten sowohl Xiong als auch Haes, dass die chinesische Konjunktur trotz der Zolldrohungen langsam wieder in Tritt kommt, auch wenn die Volatilität aus politischen Gründen im laufenden Jahr eher hoch sein werde und unerwartete Ereignisse eine neue Lage schaffen könnten. Konjunktur und Teuerung haben nach Meinung von Xiong inzwischen den Boden erreicht, zumal die Stimulierung der darniederliegenden Binnenkonjunktur langsam Fahrt aufnehmen werde. Allerdings, so Haes, müsse die Regierung hier noch Überzeugungsarbeit leisten, weil die Konsumenten etwa wegen der hohen Arbeitslosigkeit ziemlich verunsichert seien und eher sparen würden.