Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer nimmt zu
dpa-afx Berlin
Die Wechselbereitschaft bei Arbeitnehmern hat drei Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown in Deutschland einer neuen Umfrage zufolge zugenommen. So konnten nur noch rund 55% der Befragten der Aussage vollständig zustimmen, sie beabsichtigten, in einem Jahr noch beim selben Arbeitgeber beschäftigt zu sein. Das geht aus einer aktuellen Befragung des Beratungsunternehmens Gallup hervor, die am Mittwoch präsentiert wurde. 2019 lag dieser Anteil noch bei fast 75%.
Vor allem in systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder im Rettungsdienst könnte der steigende Wechselwillen aus Sicht der Gewerkschaft Verdi auch mit den Belastungen zusammenhängen, die während der Pandemie besonders sichtbar geworden seien. „Die Gewissheit, in einem Job zu arbeiten, den man nicht sehr in Frage stellt und der eben bestimmte Anforderungen hat, ist durch das permanente Arbeiten am Limit ins Wanken geraten“, sagte Christian Wille vom Bereich Innovation und Gute Arbeit bei der Gewerkschaft.
Befragungen etwa im Rettungsdienst hätten demnach ergeben, dass 58% der Beschäftigten aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung davon ausgehen, dass sie dieser Arbeit und diesem Beruf höchstens noch zehn Jahre nachgehen können. 25% rechneten sogar nur noch mit fünf Jahren.
„Die Wechselbereitschaft nimmt konstant zu“, teilte Gallup mit. Dazu trägt bei, dass die Zuversicht, schnell etwas Neues zu finden, derzeit groß ist. Mehr als 80% der befragten Arbeitnehmer sind der Meinung, dass aktuell eine „gute Zeit“ sei, um eine Arbeit zu finden. Im ersten Jahr der Coronakrise schätzten nur etwas mehr als ein Drittel ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt so hoch ein.
Die Unternehmen müssten aufgrund des Fachkräftemangels stärker um die Mitarbeiter werben, teilte Gallup-Partner Pa Sinyan mit – sowohl um künftige als auch um die, die bereits da sind. „Unternehmen, die jetzt nicht gezielt gegensteuern, werden ins Schleudern geraten und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gefährden“, hieß es. Nachholbedarf gibt es demnach vor allem bei Führungskräften.