Wirtschaftswachstum

Wirtschaft in Frankreich schrumpft überraschend

Laut der Zweitschätzung der nationalen Statistikämter schrumpft Frankreichs Wirtschaft, statt zu stagnieren. Und Italiens BIP springt knapp auf positives Terrain. In beiden Ländern schwächelt aber der Privatkonsum.

Wirtschaft in Frankreich schrumpft überraschend

ba Frankfurt

Die Zweitschätzung der nationalen Statistikämter Frankreichs und Italiens zum jeweiligen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2022 hat unerwartete Revisionen ergeben: So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich geschrumpft, das in Italien hingegen gestiegen. Ökonomen hatten jeweils eine Bestätigung der Erstschätzungen erwartet. In Summe dürfte das allerdings kaum Auswirkungen auf das Wachstum der Euro-Wirtschaft haben. Dem Statistikamt Eurostat zufolge hat das BIP im gemeinsamen Währungsraum zum Jahresstart um 0,3% im Quartalsvergleich zugelegt. Die nächste Schätzung des Euro-BIP sowie der Wachstumsbeiträge der einzelnen Komponenten soll am 8. Juni veröffentlicht werden.

Laut dem Statistikamt Insee ist Frankreichs Wirtschaft zu Jahresbeginn um 0,2% zum Vorquartal geschrumpft. Die erste Erhebung hatte noch eine Stagnation des BIP ergeben. Im Schlussabschnitt 2021 war das BIP der nach Deutschland zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft noch um 0,4% gewachsen. Insee führt den Rückgang vor allem auf den Privatkonsum zurück, der um 1,5% zurückfiel, nachdem er im Schlussquartal noch um 0,3% zugelegt hatte. Ein Minus gab es insbesondere bei Fahrzeugen (−2,3% nach −0,9%), anderen Industrieerzeugnissen (−2,1% nach −0,6%) sowie bei Beherbergungsdienstleistungen und Restaurants (−3,9% nach −0,9%). Die Investitionen der Unternehmen legten dagegen um 0,6% zu, nachdem sie zuvor noch um 0,3% gefallen waren. Der Außenhandel sorgte laut Insee so wie die Lagerveränderungen für Schwung. Die Banque de France hat zuletzt ihre Wachstumsprognosen für 2022 von zuvor 3,6% auf 2,8% gesenkt, die EU-Kommission erwartet 3,1%.

Die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft, Italien, weist in der zweiten Istat-Schätzung ein BIP-Plus zum Jahresstart von 0,1% im Quartalsvergleich aus. In der Erstschätzung war ein Minus von 0,2% gemessen worden, nachdem sich im Schlussabschnitt noch ein Plus von 0,7% ergeben hatte. Im ersten Quartal sank auch in Italien der private Konsum – um 0,6%. Die Bruttoanlageinvestitionen legten hingegen um 3,9% zu. Da die Importe mit 4,3% kräftiger als die Exporte mit 3,5% zulegten, bremste der Außenhandel das Wachstum. Während die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi jüngst die BIP-Prognose für 2022 von 4,7% auf 3,1% gesenkt hat, erwartet der Industriellenverband Confindustria lediglich 1,9%. Die EU-Kommission hat 2,4% auf dem Zettel.

Außerhalb des Euroraums wurden gestern weitere Wachstumszahlen veröffentlicht: Dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zufolge legte die Schweizer Wirtschaft vor allem dank des starken Industriesektors zu Jahresbeginn um 0,5% zu. Ökonomen hatten ein Wachstum zwischen 0,2% und 0,5% erwartet. Allerdings wurde das Wachstum des vierten Quartals 2021 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,2% herunterrevidiert. Die türkische Wirtschaft kletterte im ersten Vierteljahr im Quartalsvergleich um 1,2%. Treiber waren eine starke Nachfrage, eine gut laufende Indus­trie und die Exporte.