Klimapolitik

Wirtschaft und Ökonomen begrüßen Klimapläne

Vertreter der Wirtschaft und Klimaökonomen applaudieren den Plänen der Bundesregierung für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Bundesverband der Deutschen Industrie spricht von einer „schonungslosen Bestandsaufnahme“.

Wirtschaft und Ökonomen begrüßen Klimapläne

sp Berlin

Vertreter der deutschen Wirtschaft und Ökonomen haben sich positiv zu den Plänen von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weitere Sofortmaßnahmen für mehr Klimaschutz geäußert. „Deutschland muss eine beispiellose Infrastrukturoffensive starten, um den Umbau zu einem klimaneutralen Industrieland umzusetzen“, erklärte Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), nachdem Habeck in Berlin eine „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ seines Ministeriums vorgestellt hatte. „Die realistische und schonungslose Bestandsaufnahme deckt sich mit den Berechnungen der Industrie: Die aktuellen Planungen reichen in keinem Sektor auch nur annähernd aus“, sekundierte Russwurm und sicherte zu, dass die Industrie als konstruktiver Partner bereitstehe.

„Die Unternehmen drücken beim Klimaschutz aufs Tempo“, erklärte Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Deshalb sei es richtig, beim Ausbau erneuerbarer Energien den Turbo zu zünden. „Dafür brauchen wir eine Schubumkehr: weniger Bürokratie und viel mehr Tempo bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren.“ Es sei gut, dass die Bundesregierung die „gewaltigen Bremsklötze“ beim Klimaschutz entfernen wolle, erklärte Wolfgang Große-Entrup, Hauptgeschäftsführer beim Verband der Chemischen Industrie, und betonte die Bedeutung von sogenannten Differenzverträgen, die der Industrie den Einstieg in emissionsfreie Geschäftsmodelle ermöglichen sollen, auch wenn sie erst bei einem steigenden CO2-Preis profitabel sein werden. „Differenzverträge sind der essenzielle Katalysator, um die Transformation unserer Branche in Gang zu setzen“, sagte Große-Entrup.

CO2-Versteigerung ab 2023

Auch Ökonomen begrüßten das angekündigte Sofortprogramm. „Vieles geht hier in die richtige Richtung, etwa der massive Ausbau der erneuerbaren Energien“, erklärte Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung. Um eine marktbasiert steigende CO2-Bepreisung mit Sozialausgleich voranzutreiben, sollte die Bundesregierung die ab 2026 geplante Versteigerung von Zertifikaten im Rahmen des nationalen Emissionshandels für Verkehr und Gebäude aber auf 2023 vorziehen, schlug Edenhofer vor.

„Die vorgeschlagenen Maßnahmen gehen allesamt in die richtige Richtung“, sagte die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) kam zu einer ähnlichen Einschätzung. Der Fokus des geplanten Klimaschutz-Sofortprogramms auf den Ausbau der erneuerbaren Energien sei alternativlos, sagte IfW-Forschungsdirektor Wilfried Rickels. „Allerdings bleibt Habeck äußerst vage bei der Frage, wie genau er seine Ziele erreichen will“, kritisierte Rickels.