Britisches Wachstum 2022 stärker als gedacht
Großbritannien kam stärker aus der Pandemie als angenommen
Statistiker revidieren Wachstum 2022 nach oben
hip London
Die britische Wirtschaft hat sich 2022 wesentlich besser entwickelt als bislang angenommen. Das britische Statistikamt ONS revidierte seine Angaben zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) deutlich nach oben. Es expandierte demnach um 4,8%. Bislang war man von 4,3% ausgegangen.
Dabei machten Großbritannien nach der Pandemie der zunehmende Preisauftrieb und die Marktverwerfungen nach dem nicht gegenfinanzierten Wachstumshaushalt der damaligen Premierministerin Liz Truss zu schaffen. Riskante Derivategeschäfte von Pensionsfonds liefen aus dem Ruder und zwangen die Bank of England damals, am Markt für britische Staatsanleihen (Gilts) zu intervenieren.
Narrativ wackelt
Dass die britische Wirtschaft den revidierten Daten zufolge selbst im dritten Quartal 2022 wuchs, als Truss' Schatzkanzler Kwasi Kwarteng das „Mini-Budget“ vorstellte, passt nicht ins Narrativ der neuen Regierung. Die Labour-Schatzkanzlerin Rachel Reeves wird nicht müde, die Verantwortung für die wirtschaftliche Misere und die damit verbundenen „schweren Entscheidungen“, die sie nun treffen müsse, den Tories zuzuschieben.
Die Vorgängerregierung, vor allem aber Liz Truss, habe die Wirtschaft gegen die Wand gefahren. Dass das Land 2022 nicht in eine Rezession rutschte, ist schon länger klar. Die für Labour unangenehme Wahrheit ist, dass das BIP nicht einmal in einem Quartal schrumpfte. Im ersten Quartal dieses Jahres wuchs sie im Vergleich zum Schlussquartal 2023 um 0,7%.
Revisionen nicht ungewöhnlich
Konjunkturdaten unterliegen häufig nachträglichen Veränderungen. Oft trudeln benötigte Informationen erst im Laufe der Zeit ein. Manchmal wird auch an der Methodik gefeilt. Setze man die Veränderungen ins Verhältnis zum Wachstum des jeweiligen Jahres, bewege sich die Revision für 2022 nur etwas über dem historischen Durchschnitt, verlautbarte das Office for National Statistics (ONS).
Für 2021 revidierte das ONS das Wachstum um einen Zehntelpunkt nach unten auf 8,6%. Im Pandemiejahr 2020 sei die Wirtschaft lediglich um 10,3 (zuvor: 10,4)% geschrumpft.