Geldpolitik im Fokus

Bank of England zeigt sich unbeweglich

Die Bank of England ist dem Beispiel der US-Notenbank nicht gefolgt. Sie beließ den Leitzins unverändert auf 5,0%. Nur eine Geldpolitikerin war für eine Senkung.

Bank of England zeigt sich unbeweglich

Bank of England zeigt sich unbeweglich

Volkswirte wittern nach ausgebliebener Leitzinssenkung eine Rückkehr zur „Forward Guidance“

hip London

Die Bank of England ist am Donnerstag nicht in die Fußstapfen der Federal Reserve getreten. Wie dem Protokoll der Sitzung des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) der britischen Zentralbank zu entnehmen ist, stimmten seine Mitglieder mit 8:1 für den Status Quo.

Während sich die US-Notenbank mitten im Wahlkampf für eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte entschied, votierte in London allein die als Taube bekannte Swati Dhingra dafür, die Bank Rate um 25 Basispunkte nach unten zu nehmen. Dave Ramsden, der sich zuletzt ebenfalls für eine Lockerung ausgesprochen hatte, schloss sich dieses Mal der Mehrheitsmeinung an.

Ausblick im Vordergrund

Am Ende blieb es bei 5,0%. Die Bank of England hatte den Leitzins zwar auf der vorangegangenen Sitzung um 25 Basispunkte reduziert. Es war die erste Senkung seit dem Pandemiejahr 2020. Doch was mancherorts als Einstieg in eine Lockerung der Geldpolitik interpretiert wurde, war eine Entscheidung auf Messers Schneide. Nur fünf der neun Komitee-Mitglieder waren dafür.

Volkswirte hatten deshalb auch nicht damit gerechnet, dass die Zinsen zügig nach unten gehen werden. Im Schnitt hatten sie 5,0% auf der Rechnung. Für sie stand der Ausblick auf die weitere Zinsentwicklung im Vordergrund.

„Schrittweise Herangehensweise“

„In Abwesenheit wesentlicher Entwicklungen bleibt eine schrittweise Herangehensweise an die Entfernung geldpolitischer Restriktionen angemessen“, heißt es im Protokoll. Für Tomasz Wieladek, den Europachefvolkswirt von T. Rowe Price ist das eine mit Bedingungen verknüpfte „Forward Guidance“.

Die Bank of England habe versucht, die Markterwartungen zurückzudrängen, aber der Markt habe nicht zugehört, schrieb Wieladek. Am Markt würden erhebliche Abwärtsrisiken unterstellt. Solange sich aber keine weltweite Rezession einstelle, sei wahrscheinlicher, dass die Bank of England die Zinsen schrittweise senke.

Inflation ist das Haupthindernis

Die britische Wirtschaft entwickele sich „im Großen und Ganzen wie erwartet“, sagte Notenbankchef Andrew Bailey. „Wenn das so weiter geht, sollten wir in der Lage sein, die Zinsen mit der Zeit schrittweise zu senken.“ Es sei allerdings von entscheidender Bedeutung, dass die Inflation niedrig bleibe. „Wir müssen also darauf aufpassen, nicht zu schnell oder zu stark zu senken.“

Im August stagnierte zwar die Teuerungsrate. Allerdings zog die Dienstleistungsinflation von 5,2% im Juli auf 5,6% an. Die Kernrate, bei deren Berechnung schwankungsanfällige Komponenten wie Energie außen vor bleiben, stieg von 3,3% auf 3,6%.

Steigende Energiepreise

Großzügige Lohnabschlüsse im öffentlichen Dienst und steigende Energiepreise dürften dafür sorgen, dass sich der Preisauftrieb im weiteren Jahresverlauf deutlich über dem Inflationsziel der Bank of England von 2,0% bewegen wird.

„Der Bank of England wird es schwer fallen, in den kommenden Monaten wesentliche Zinssenkungen zu kommunizieren“, sagte der Portfoliomanager Neil Mehta von RBC Bluebay Asset Management. „Außerdem könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Wirtschaft mit dem erhöhten Zinsniveau ganz gut zurechtkommt.“ Sie wachse moderat und die Aktivität am Wohnimmobilienmarkt und im Baugewerbe nehme zu.

Schlechte Erfahrungen

Mit Aussagen zur künftigen Entwicklung der Zinsen hatte man unter der Führung von Baileys Vorgänger Mark Carney schlechte Erfahrungen gemacht. Oft machte die Datenlage Carneys „Forward Guidance“ schnell wieder obsolet. Dem Kanadier brachte das den Spitznamen „der unzuverlässige Liebhaber“ ein.

Quantitative Tightening

Einstimmig war am Donnerstag die Entscheidung des MPC, die Bondverkäufe (Quantitative Tightening) im bisherigen Tempo fortzusetzen. Das bedeutet, dass der seit der Finanzkrise zur Ankurbelung der Konjunktur zusammengekaufte Anleihenberg binnen zwölf Monaten um weitere 100 Mrd. Pfund schrumpfen soll. Aktive Verkäufe sollen daran aber lediglich einen Anteil von 13 Mrd. Pfund haben.

Die unabhängigen Haushaltshüter des Office for Budget Responsibility hatten dagegen 48 Mrd. Pfund angesetzt. Weniger aktive Verkäufe bedeuten angesichts der seit Erwerb gesunkenen Anleihenkurse weniger Verluste für das Schatzamt. „Das könnte Schatzkanzlerin Rachel Reeves ein bisschen mehr Spielraum verschaffen“, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung.

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