Kritik am Gruppendenken

Mervyn King nimmt Ben Bernanke ins Visier

Mervyn King hat Ben Bernankes Bericht zu den Fehlprognosen der Bank of England genutzt, um auf die Gefahren von ökonomischem Gruppendenken hinzuweisen.

Mervyn King nimmt Ben Bernanke ins Visier

Britischer Ex-Notenbankchef
geht Ex-Fed-Chef Bernanke an

Mervyn King kritisiert Gruppendenken in der Volkswirtschaft

hip London

Der ehemalige britische Notenbankchef Mervyn King hat Ben Bernanke ins Visier genommen, der bis 2014 an der Spitze der Federal Reserve stand. Dessen unabhängiger Untersuchungsbericht zu den Fehlprognosen der Bank of England suggeriere implizit, dass sich die Probleme vielleicht durch eine bessere Präsentation der Prognosen lösen ließen, sagte King vor dem Wirtschaftsausschuss des Oberhauses.

Ob Fächerchart oder Punktdiagramm

Doch es habe keinen Unterschied gemacht, ob man Fächercharts verwende wie die Bank of England oder Punktdiagramme („Dot Plots“) wie die Federal Reserve, argumentierte Lord King of Lothbury. Beide Notenbanken seien der gleichen Fehleinschätzung aufgesessen.

Wenn zu viel Geld zu wenig Gütern hinterherjagt, ist das ein Rezept für Inflation und ist es immer gewesen.

Mervyn King

Mahnende Stimmen hätte es gegeben

„Viele Wirtschaftswissenschaftler, hier und in den Vereinigten Staaten, haben auf die wahrscheinliche Folge einer sehr wesentlichen monetären und fiskalischen Expansion hingewiesen, die die aggregierte Nachfrage steigert, während das aggregierte Angebot durch Maßnahmen zu Eindämmung von Covid gesenkt wurde“, sagte King. „Wenn zu viel Geld zu wenig Gütern hinterherjagt, ist das ein Rezept für Inflation und ist es immer gewesen.“ In Großbritannien stieg die Teuerungsrate in der Spitze auf 11,1%.

Beunruhigende Einstimmigkeit

„Es ist beunruhigend, dass es nicht nur im geldpolitischen Komitee (Monetary Policy Committee), sondern auch im Offenmarktausschuss der Federal Reserve keine abweichenden Stimmen gab, die die Sichtweise, dass die Inflation vorübergehender Natur sei, anzweifelten", sagte King. Dinge nicht infrage zu stellen, sei nicht nur ein Problem der Bank of England.

Geldmengenwachstum ist wichtig

„Der ganze Berufsstand der wissenschaftlichen Ökonomen hat im Grunde die Idee über Bord geworfen, dass man sich von Zeit zu Zeit fragen sollte, was einem das Wachstum der breiten Geldmenge sagt, vor allem in einer Zeit, in der sie, wie in den Vereinigten Staaten, so schnell gewachsen ist wie zu keiner Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg“, bemängelte King.

Einfluss des Gruppendenkens

Er könne verstehen, wie es zu diesem Gruppendenken gekommen sei, „aber unglücklicherweise hat sein Einfluss auf die Geldpolitik zu den Problemen geführt, mit denen wir heute nur zu vertraut sind“. King hatte bereits in seinem Buch „Das Ende der Alchemie. Banken, Geld und die Zukunft der Weltwirtschaft“ nicht mit Kritik gespart.

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