Wirtschaftsweise weniger pessimistisch als die Regierung
Die fünf Wirtschaftsweisen sehen Insidern zufolge die Konjunkturentwicklung in Deutschland nicht ganz so pessimistisch wie die Bundesregierung. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im kommenden Jahr mit minus 0,2% nur halb so stark schrumpfen wie von der Regierung erwartet, sagte eine mit dem Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vertraute Person am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Im zu Ende gehenden Jahr dürfte das Wachstum mit 1,7% über den von Wirtschaftsminister Robert Habeck prognostizierten 1,4% liegen. Der „Spiegel“ hatte zuerst darüber berichtet.
Die höhere Prognose für 2022 dürfte auch daran liegen, dass sich die Wirtschaft im Sommer unerwartet gut geschlagen hat: Das Bruttoinlandsprodukt war im abgelaufenen dritten Quartal trotz der Energiekrise infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine überraschend um 0,3% gewachsen, während Ökonomen mit einem Rückgang von 0,2% gerechnet hatten. Das Jahresgutachten soll an diesem Mittwoch offiziell in Berlin vorgestellt werden.
Ein Grund für die drohende Rezession sind die starken Preissteigerungen, die an der Kaufkraft der Verbraucher nagen. Die Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Achim Truger und Martin Werding rechnen im laufenden Jahr mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 8,0%. Auch für 2023 rechnen sie mit starken Preiserhöhungen.
Die fünf Expertinnen und Experten raten der Bundesregierung einem Medienbericht zufolge angesichts der teuren Maßnahmen im Kampf gegen die Energiekrise zu höheren Steuern. Der Spitzensteuersatz solle angehoben oder alternativ ein Energie-Soli für Besserverdienende verlangt werden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Die Ökonominnen und Ökonomen wollten so die Regierungspakete gegen die Inflation, die vor allem Menschen mit wenig Geld treffe, sozialer und bezahlbarer machen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen würden „die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets erhöhen und signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss“.