KI und Welthandel

WTO warnt vor globaler Zersplitterung der KI-Regulierung

Wenn die KI-Regulierung weltweit nicht abgestimmt und koordiniert wird, kann das ganze Wachstumspotenzial im Welthandel nicht ausgeschöpft werden. Die WTO sieht sich in der Vermittlerrolle.

WTO warnt vor globaler Zersplitterung der KI-Regulierung

WTO warnt vor globaler Zersplitterung der KI-Regulierung

Nur abgestimmte Regeln und Vorgehensweisen bei der Einführung künstlicher Intelligenz versprechen besonders hohe Wachstums- und Wohlfahrtsgewinne

lz Frankfurt

Die weltweite Verbreitung künstlicher Intelligenz (KI) wird nicht nur einzelne Branchen umgestalten, den Arbeitsmarkt erschüttern und die Wettbewerbsfähigkeit mancher Staaten untergraben, sondern auch die globalen Handelsstrukturen gewaltig verändern. Ob die Entwicklung dann für den Welthandel selbst auch starke Wachstumseffekte mit sich bringt, hängt zunächst davon ab, wie die Regulierung ausgestaltet wird, betont die Welthandelsorganisation (WTO) in einer großangelegten Studie und warnt in diesem Zusammenhang vor „regulatorischer Fragmentierung“.

Im WTO-Report „Trading with intelligence“ zeigen die Autoren, dass der KI-Einsatz bei Anbahnung und Durchführung von Handelsgeschäften und Automatisierung von Bürokratie die Kosten dramatisch senken und die Produktivität steigern kann. Zugleich kämen neue digitale Handelsprodukte auf den Markt, und es würden sich neue Formen der globalen Zusammenarbeit manifestieren.

KI-Handelsszenarien

Welche Auswirkungen das de facto auf den Welthandel haben könnte, hat die WTO in mehreren KI-Einführungsszenarien ausgearbeitet. Manche gehen von mehr oder weniger technologisch offenen Volkswirtschaften aus, wo KI schnell und universell integriert sowie mit nur wenigen Beeinträchtigungen eingesetzt wird. In anderen Szenarien sind mehr oder weniger hohe handelspolitische Hürden und nationale Restriktionen vorhanden und zwischen den Ländern besteht hinsichtlich der KI-Anwendung eine mehr oder weniger große Kluft.

In einem optimistischen Szenario, das die WTO als „globale Synergie“ bezeichnet, in dem KI gleichmäßig in allen Regionen eingeführt wird und zu starken Produktivitätssteigerungen beiträgt, würde das kumulative reale Wachstum im globalen Waren- und Dienstleistungshandel bis 2040 nach Berechnungen um fast 14 Prozentpunkte steigen. Wobei der globale Handel mit digital erbrachten Dienstleistungen sogar fast 18 Prozentpunkte höher wäre als in der Basisprognose.

Umgekehrt würden sich die Auswirkungen der KI auf das Handelswachstum in einem technologisch eher „vorsichtigen“ Szenario – das durch Unterschiede zwischen den Regionen in Bezug auf Produktivitätssteigerungen und die Einführung von KI gekennzeichnet ist – halbieren, mit einem kumulativen Anstieg von nur 7 Prozentpunkten bis 2040.

Mehr weltweites Wachstum

„Mit anderen Worten: Wenn es nicht gelingt, die KI-Technologie in verschiedenen Volkswirtschaften zu verbreiten, würde dies bedeuten, auf viele der potenziellen Gewinne zu verzichten“, warnte Ngozi Okonjo-Iweala, Generaldirektorin der WTO, jüngst in einer Konferenz. Auch aus ihrer Sicht gibt es viele Gründe, KI stärker zu regulieren, weil davon Fragen des Datenschutzes ebenso berührt sind wie der Umgang mit geistigem Eigentum und die Einhaltung von Menschenrechten. Da es sich um eine globale Technologie handele, sei aber auch eine globale Koordination notwendig.

Globaler Koordinator gesucht

Die WTO ist insofern nicht nur wegen ihrer Regeln und ihrer Funktion als Entscheidungsinstanz von Bedeutung, sondern auch wegen ihrer Rolle als globales Forum für Diskussion, Koordination und Zusammenarbeit. Als Eckpfeiler der weltweiten Bemühungen zur Erleichterung des Handels mit Dienstleistungen und Gütern, die KI ermöglichen oder durch KI ermöglicht werden, schreiben die Studienautoren, gelte es nun, verschiedene Aspekte des WTO-Regelwerks zur Förderung der Entwicklung von und des Zugangs zu KI beizutragen.