Zahl der Arbeitslosen steigt auf fast 3 Millionen
Zahl der Arbeitslosen steigt auf fast 3 Millionen
Zehn-Jahres-Hoch im Januar − Erwerbstätigkeit nimmt kaum noch zu − Weniger offene Stellen gemeldet
ba Frankfurt
Strukturprobleme und Konjunkturschwäche lassen die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter steigen. Die psychologisch wichtige 3 Millionen-Marke, die zuletzt vor fast zehn Jahren überschritten wurde, rückt stetig näher. Sie dürfte in diesem Winter aber nicht geknackt werden, erwartet Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA). Agenturberichten zufolge schloss sie aber nicht aus, dass die BA durch steigende Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf womöglich Hilfe aus dem Bundeshaushalt benötigen könnte. Die Zahl der Beschäftigten wiederum nimmt langsamer zu als zuletzt, wobei der Zuwachs wohl allein auf ausländische Arbeitnehmer aus Staaten außerhalb der EU zurückzuführen ist. Menschen mit Fluchtgeschichte machten inzwischen den größten Anteil aus, sagte Nahles.
Winterpause schlägt durch
Im Januar ist die Zahl der Arbeitslosen um 186.000 auf 2.993.000 gestiegen. Das sind 187.000 Arbeitslose mehr als im Vorjahr. Eine höhere Arbeitslosenzahl gab es zuletzt im Februar 2015 mit 3.017.003. Die Arbeitslosenquote kletterte zu Jahresbeginn um 0,4 Prozentpunkte auf 6,4%. Ein Anstieg im Januar ist zwar jahreszeitbedingt üblich − so gibt es die Winterpause am Bau, Arbeitsverträge laufen zum Jahresende aus und zwischen den Jahren wird weniger Personal neu eingestellt. Werden diese Effekte herausgerechnet, ergibt sich allerdings immer noch ein Anstieg der Arbeitslosenzahl um 11.000 Personen. Zudem wird weniger Personal gesucht: Die Zahl der offenen Stellen ging um 66.000 zum Vorjahr auf 632.000 zurück. Saisonbereinigt sind das 9.000 weniger als im Dezember.
Kurzarbeit hilft
„Die zuletzt schon verstärkte Inanspruchnahme von Kurzarbeit dürfte eine noch deutlichere Zunahme verhindert haben“, analysiert Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research. Betriebe müssen vor Beginn der Kurzarbeit den voraussichtlichen Arbeitsausfall bei der BA anzeigen, daher sind die Zahlen von August bis November vorläufig, zeigen aber seither einen anhaltenden Anstieg: Im November wurde für 293.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 263.000 im Oktober und 221.000 im September. Nach aktuellen Daten wurde vom 1. bis einschließlich 27. Januar für 54.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt − im Dezember waren es allerdings noch 59.000 und das Jahreshoch stammt mit 93.000 aus dem Oktober.
Erwerbstätigkeit nimmt kaum noch zu
„Die Strukturprobleme der Wirtschaft und die trübe Stimmung unter den Unternehmen und Konsumenten lassen auch für das laufende Jahr keine durchgreifende Erholung erwarten“, sagte KfW-Arbeitsmarktexperte Martin Müller. Er erwartet, dass die Zahl der Arbeitslosen 2025 das vierte Jahr in Folge, und zwar um 100.000 auf 2,9 Millionen Personen gegenüber 2024 steigen wird. Dabei werde der Anstieg „weit überwiegend auf Geringqualifizierte ohne Berufsabschluss zurückgehen, deren Beschäftigungschancen sich in den letzten Jahren verschlechtert haben“. Die Zahl der Erwerbstätigen hat im Dezember um 4.000 auf 46,17 Millionen Personen zugelegt. Die KfW erwartet hier für 2025 ein Plus von rund 50.000 auf 46,2 Millionen. Das wäre aber der schwächste Anstieg seit dem Finanzkrisenjahr 2009, in dem sich auch der Fachkräftemangel widerspiegele.
Ausbildungsmarkt noch in Bewegung
Passungsprobleme zeigen sich weiter am Ausbildungsmarkt. 33.000 Bewerber waren im Januar noch unversorgt und weitere 20.000 suchten trotz Alternative weiterhin eine Ausbildungsstelle. Zugleich waren der Nürnberger Behörde zufolge noch 15.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Und während für das neue Berichtsjahr 2024/2025 bislang 4% mehr Bewerber gemeldet sind als im Vorjahreszeitraum liegt die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen um 5% unter dem Vorjahreswert. „Im Januar ist der Ausbildungsmarkt allerdings noch sehr stark in Bewegung“, betont die BA.