Geldpolitik

Zeichen stehen auf EZB-Zinssenkung im Juni

Die EZB steuert auf eine Zinssenkung zu. Trotz deutlich gesenkter Prognose für die Inflation dürfte es jedoch noch bis Juni dauern, ehe die Leitzinsen mutmaßlich sinken. Darauf deuten neue Äußerungen der EZB-Präsidentin hin.

Zeichen stehen auf EZB-Zinssenkung im Juni

Zeichen stehen auf EZB-Zinssenkung im Juni

Notenbank senkt Inflationsprognose für 2024 deutlich – Dax mit Rekordhoch

mpi Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auch auf ihrer März-Sitzung nicht über eine Zinssenkung diskutiert. Einstimmig beschloss der Rat der Notenbank am Donnerstag, die Leitzinsen im Euroraum abermals auf ihren jetzigen Niveaus zu belassen. Allerdings bestätigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf Nachfrage von Journalisten, dass die Debatte über die künftige Lockerung der Geldpolitik im EZB-Rat im Gange sei. „Wir haben gerade erst begonnen, über die Abschwächung unserer restriktiven Haltung zu diskutieren“, sagte sie.

Eine Zinssenkung bereits im April erscheint dennoch unwahrscheinlich. Lagarde betonte erneut die Bedeutung der Lohndaten und der Entwicklung der Profitmargen der Unternehmen für die Inflationsentwicklung. Bis zum nächsten Zinsentscheid im April habe die Notenbank diesbezüglich nur „ein wenig mehr“ Informationen, sagte Lagarde. Bis zur darauffolgenden Sitzung im Juni seien es dann „deutlich mehr“.

Inländische Inflation hoch

Während fast alle Inflationskennzahlen derzeit sinken, sei dies bei der inländischen Teuerung, bei der die Importpreise nicht berücksichtigt werden, nicht der Fall. Diese ist besonders stark von der Lohnentwicklung abhängig. Es gebe allerdings laut Lagarde ermutigende Signale, dass sich das Lohnwachstum nicht weiter verstärkt. Im Schlussquartal 2023 waren die Tariflöhne um 4,5% gestiegen, nach 4,7% im Vorquartal. Für das laufende Jahr erwartet die EZB derzeit ein durchschnittliches Wachstum von ebenfalls 4,5%.

Vor allem aufgrund niedrigerer Energiepreise hat die EZB ihre Inflationsprognose für 2024 deutlich nach unten geschraubt. Statt 2,7% bei ihrer vorherigen Projektion im Dezember erwartet sie nun 2,3%. Ökonomen und Anleger hatten eine Korrektur nach unten erwartet, waren insgesamt jedoch von einer geringeren Anpassung ausgegangen. Die deutliche Revision nach unten bei der Inflation beflügelte den Dax, der mit 17.879,11 Punkten ein Allzeithoch erreichte. Der Leitindex schloss mit einem Plus von 0,7% auf 17.843 Zählern.

Auch die Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr senkte die EZB – und zwar von 0,8 auf 0,6%. Für das Jahr 2026 ist sie hingegen etwas optimistischer als noch im Dezember. Hier hob sie die Prognose um 0,1 Prozentpunkte auf 1,6% an. Lagarde betonte jedoch, dass die EZB durchaus sorgenvoll auf die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone blickt. „Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit verloren.“ Daher forderte die EZB die EU auf, Fortschritte bei der Kapitalmarktunion zu erzielen. Dies sei nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit wieder zu steigern.

Kommentar zum Zinsentscheid der EZB

Nebenstehender Kommentar Berichte Seiten 4 und 8