ZEW-Chef warnt vor US-Dominanz bei KI
ZEW-Chef Wambach warnt
vor US-Dominanz bei KI
Ökonom fordert bessere Wettbewerbsbedingungen für heimische Unternehmen
lz Mannheim
ZEW-Präsident Achim Wambach warnt vor einer Dominanz der großen US-Digitalkonzerne auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI). Um das zu verhindern, müssten Deutschland und Europa mit Investitionen und mehr Anstrengungen auf diesem Feld selbst für einen dynamischeren heimischen KI-Markt sorgen, fordert er im Interview der Börsen-Zeitung. Für den entscheidenden Hebel hält er das bislang nur schwer zugängliche Datenmaterial zum Anlernen einer KI etwa in Verwaltungen und Institutionen. Auf dieser Basis könnten heimische Unternehmen neue Produkte anbieten.
Die Kooperationen zwischen großen Digitalkonzernen und kleineren KI-Unternehmen – etwa zwischen Microsoft und der französischen Mistral – hält der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) auch unter diesem Gesichtspunkt für gefährlich. Man könne diese „Kooperationen“ auch als Vorstufe zu einer Fusion sehen, was dann zu einer ähnlichen Vermachtung der Märkte führen würde wie bei der ersten Digitalisierungswelle.
Politik muss Rahmenbedingungen für heimische Unternehmen verbessern
Ob der AI Act, die mit viel Vorschusslorbeeren bedachte EU-Regulierung, tatsächlich den europäischen KI-Markt befördern wird, hält Wambach nicht für ausgemacht. Das Gesetz legt die rechtliche und wirtschaftliche Grundlage für die Handhabung von KI und soll so für Rechtssicherheit sorgen. Auch bei der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sei man davon ausgegangen, dass es endlich einheitliche Datenschutzregeln geben werde. Doch jedes EU-Land habe „die DSGVO anders umgesetzt“. Und hierzulande machten „wir es uns ja auch nicht leicht mit 16 verschiedenen Datenschutzbehörden“.
Rufe nach verstärkter Regulierung im Hinblick auf die US-Digitalkonzerne hält Wambach für verfrüht. Zwar haben die Unternehmen seines Erachtens die besseren Ausgangsbedingungen mit ihrer enormen Finanzkraft und technischen Ausstattung mit Rechenzentren und großem Datenvorrat. Doch könne Regulierung erst mit Zeitverzug wirken. Viel wichtiger sei es, die Attraktivität des EU-Binnenmarkts stärker ins Spiel zu bringen, wenn es um das Wohlverhalten auf den Märkten geht.
Deutschland müsse sich verstärkt selbst darum bemühen, hierzulande mehr Dynamik in den KI-Sektor zu bekommen und die Marktbedingungen zu verbessern, so der ZEW-Chef. Berlin müsse sich etwa um den „verschleppten Breitbandausbau kümmern sowie die schwache Start-up-Kultur, um den geringen Digitalisierungsgrad der Verwaltung und die zu große Bürokratie“. Regulierung sei „gut in Märkten, die eine gewisse Trägheit haben. Wenn sie dynamisch sind, laufen wir immer hinterher.“