Zollstreit China-USA

Zollentlastung bei Elektronik lässt China hoffen

Eine Sonderbehandlung von Elektronikgütern im US-Strafzollregime kann China wichtige Entlastung bringen. Im März drehte Chinas Exportindustrie noch einmal richtig auf, steht nun aber vor schweren Rückschlägen.

Zollentlastung bei Elektronik lässt China hoffen

Zollentlastung bei Elektronik lässt China hoffen

Aussicht auf gelinderten Handelsschock – Exporte brummen einstweilen noch – Lieferstörung bei Seltenen Erden

nh Schanghai

Mit der Ankündigung einer Ausnahmeregelung für US-Strafzölle auf Importe von Elektronikwaren keimen in China Hoffnungen auf eine substanzielle Entlastung im ausufernden Handelskonflikt auf. Gleichzeitig warten die jüngsten Außenhandelsdaten aus China mit einem überraschend kräftigen Anstieg der Exporte im Monat März auf. Allerdings ist in den kommenden Monaten mit einer wesentlich verschlechterten Exportentwicklung zu rechnen.

Neues Spiel bei Elektronik

Die US-Administration plant Smartphones, Laptops und zahlreiche andere elektronische Konsumprodukte mit einer Ausnahme von den bislang verkündeten Strafzollsätzen zu versehen. Diese haben im Falle Chinas ein extremes Maß mit einem Aufschlag von 145% erreicht. Die neue Regelung umfasst Artikel, die US-Verbraucher derzeit überwiegend aus chinesischer Produktion beziehen und auf absehbare Zeit nicht substituiert werden können. Pekings Handelsministeriums bezeichnet dies als „kleinen Schritt in die richtige Richtung“. Washington müsse aber wesentlich mehr tun, um verfehlte reziproke Strafzölle zu korrigieren.

Mögliche Entlastung

Analysten zufolge umfasst die Tarifausnahme, zu der insbesondere auch die in China gefertigten Apple-Smartphones für den US-Markt gehören, chinesische Exportgüter im Warenwert von mehr als 100 Mrd. Dollar. Das ist etwa ein Fünftel der gesamten chinesischen Ausfuhren in die USA im vergangenen Jahr. In einer Überschlagsrechnung von Goldman Sachs heißt es, dass sich über diesen Weg der bislang vermutete Abzugsfaktor für Chinas Wachstumsrate in diesem Jahr um etwa 0,4 Prozentpunkte verringern könnte. Allerdings gibt es noch reichlich Unabwägbarkeiten bei der tatsächlichen Belegung von Elektronik-Exporten mit zusätzlichen Tarifen.

Gerangel bei Mineralien

Verwirrung stiftet die Situation bei sogenannten kritischen Mineralien und Seltenen Erden. Hier sah man im März noch eine deutliche Ausweitung der Ausfuhren. Aufgrund von im April neu angepassten Pekinger Exportkontrollmaßnahmen deuten sich Unterbrechungen an. Aufwendige Lizenz- und Genehmigungsverfahren, denen chinesische Firmen nun nachkommen müssen, sorgen für verzögerte Lieferungen gegenüber westlichen Abnehmern.

Letztes Hurra beim Export?

China-Ökonomen taxieren den potenziellen Negativeffekt aus dem Zollstreit für Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 2 bis 3 Prozentpunkte. Angesichts der äußerst fluiden Situation bei US-Strafzollmaßnahmen haben diese Berechnungen nur sehr vorläufigen Charakter. Ähnliche Vorsicht gilt bei den neuesten Außenhandelsdaten aus China, die mit einer positiven Überraschung aufwarten. Im März sind die Ausfuhren des Exportweltmeisters in Dollar gerechnet um 12,4% gegenüber Vorjahresmonat hochgeschnellt. Die Analysten hatten mit einem Anstieg von bis zu 5% gerechnet.

Asean-Ausfuhren ziehen an

Der Schub im März beruht allerdings stark auf Vorzieheffekten. Vom Zollstreit aufgescheuchte chinesische Exporteure brachten Lieferungen auch in Richtung Südostasien beschleunigt auf den Weg. Im März kletterten die Ausfuhren Richtung Asean-Staaten um 11,6%. Direktexporte in die USA stiegen ebenfalls kräftiger als erwartet um gut 9%. Im Gegenzug wirkt sich der Konflikt bremsend auf Chinas Importe aus. Im März sanken sie um 4,3%. Dabei war der Rückgang der Einfuhren aus den USA mit −9,5% besonders ausgeprägt. Dies führt zu einem besonders hohen monatlichen Handelsüberschuss im US-Warenverkehr von 103 Mrd. Dollar.

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