Kommentar Deutsche Premiumautos

Absturz in China

Alle deutschen Premiumhersteller verlieren in China Absatz und Marktanteile. Das belastet auch erheblich den Umsatz und die Profitabilität.

Absturz in China

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Absturz
in China

Von Joachim Herr

Der Absatzverlust belastet auch erheblich den Umsatz und die Profitabilität der Unternehmen.

Wie stark die deutsche Autoindustrie vom Wohl und Wehe des chinesischen Markts abhängt, zeigen die Absatzzahlen für das vergangene Jahr eindrucksvoll. Alle Premiumhersteller mussten Rückgänge ihrer gesamten Verkäufe hinnehmen: Porsche und das Pkw-Segment von Mercedes-Benz mit jeweils 3% sowie die BMW-Gruppe mit 4% hielten das Minus einigermaßen in Grenzen. Audi schneidet mit knapp 12% weniger deutlich schlechter ab.

Die Gemeinsamkeit aller sind die Absatzverluste in China. Mit Ausnahme von Mercedes-Benz (−7%) ging es mit Raten von mehr als 10% steil abwärts. Mit Abstand am schlechtesten fällt die China-Bilanz von Porsche aus: −28%. In allen anderen Regionen hat das Sportwagenunternehmen zugelegt. China steht für 18% des gesamten Absatzes. Diese Quote steigert sich von 29% im Fall von BMW, auf 34,5% für Mercedes-Benz und sogar 39% für Audi.

Kaum Marktwachstum erwartet

Deshalb hat die Schwäche in China auch erhebliche Folgen für Umsatz, Ergebnis und Marge der Unternehmen. Denn das Land liefert die höchsten Beiträge zur Profitabilität. Die deutschen Unternehmen leiden nicht nur an der gebremsten Konjunktur in China, sondern verlieren dort weiterhin Marktanteile. Zudem tobt ein unerbittlicher Preiskampf. Immerhin nahmen die Pkw-Verkäufe (im Einzelhandel) im vergangenen Jahr in China noch um 5,5% zu. Für dieses Jahr rechnet der Branchenverband PCA nur noch mit einem leichten Anstieg um 2%.

Das bedeutet ein erhebliches Risiko, dass die Modelloffensiven der deutschen Anbieter zumindest in China ins Leere laufen. Denn ein Boom findet dort nur auf dem Markt für Elektroautos statt. Das Segment der New Energy Vehicles (einschließlich Hybrid- und alternativen Antrieben) wuchs im vergangenen Jahr um sagenhafte 41% – befeuert von Staatshilfen für den Kauf dieser Autos. Für dieses Jahr rechnet der Verband PCA noch mit stattlichen 20%. Diese Sonderkonjunktur geht an den deutschen Herstellern bisher vorbei.

Der bessere Weg

Das gilt im Fall von Audi und Mercedes-Benz nicht nur für China: Audi verkaufte im vergangenen Jahr 8% weniger vollelektrische Autos (BEVs), der Stuttgarter Konkurrent sogar 22% weniger. BMW ragt mit einem Anstieg um 13,5% heraus. Der Münchner Konzern nähert sich rasch einem BEV-Anteil von 20% am Gesamtabsatz. Ausgerechnet BMW! Verglichen mit den deutschen Wettbewerbern hielt und hält sich das Unternehmen mit Zielanteilen für die E-Mobilität zurück. Der Vorstand plädiert seit Beginn der Transformation für Technologieoffenheit. Es ist der bessere Weg.

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