Washington

Amerikaner sagen „Njet“ zu russischem Wodka

Zwar hat US-Präsident Joe Biden nun ein Einfuhrverbot für russisches Öl und andere Energieprodukte verhängt. Vorher hatten aber in den USA schon zahlreiche Staaten und auch Bürger private Boykottmaßnahmen ergriffen. Davon besonders betroffen: russischer Wodka.

Amerikaner sagen „Njet“ zu russischem Wodka

Schon bevor US-Präsident Joe Biden entschied, die Einfuhr von russischem Öl und anderen Energieprodukten zu blockieren, hatten einzelne US-Staaten ebenso wie Verbraucher durch freiwillige Boykotte ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung demonstriert. So darf in Virginia, Pennsylvania und acht anderen Staaten kein russischer Wodka mehr verkauft werden. Einige Staaten sind weiter gegangen und haben gar ein komplettes Importverbot für allerlei Waren aus Russland verhängt.

In Georgia erntete der Sprecher des Repräsentantenhauses stehende Ovationen, als er vor den Abgeordneten ankündigte, dass der Südstaat sich ab sofort von sämtlichen Investitionen trennen werde, an denen russische Firmen oder der Kreml direkt beteiligt sind. „Kein einziger Cent aus Georgia sollte dazu dienen, Wladimir Putins Kriegstreiberei zu subventionieren“, sagte David Ralston mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Auch wird an ein vollständiges Embargo gedacht, von dem unter anderem Glasfaserkabel, Sperrholz und Fischprodukte betroffen wären.

Der Aufruf, sich von Produkten aus Russland zu distanzieren, findet auch in sozialen Medien seinen Niederschlag. Auf Twitter machte der Hashtag #DumpRussianVodka, also „Entsorgt russischen Wodka“ die Runde. Ellen Thompson, Betreiberin eines Schnapsladens in Atlanta, nahm das wörtlich. Sie goss sämtliche Wodka-Vorräte in die Toilette. Thompson sowie zahlreiche andere Geschäfte, Kneipen und Restaurants wollen nun ihre Vorräte mit ukrainischem Wodka der Marke Khor auffrischen.

Einige Inhaber von Geschäften und Restaurants, die mit Russland in Verbindung gebracht werden, machen sich allerdings Sorgen um ihre eigene Existenz. Lev Golberg, ein in die USA ausgewanderter Moskauer, betreibt ein kleines Delikatessengeschäft in Richardson, Texas. Zwar stammt nur ein Fünftel der Produkte in seinem Sortiment aus Russland. Golberg deckt sich nämlich auch mit Lebensmitteln aus anderen osteuropäischen Ländern ein, einschließlich der Ukraine. „Dennoch scheinen Kunden zu glauben, dass alle Waren aus Russland kommen, und das schadet dem Geschäft massiv“, sagt er.

So gut sie auch gemeint sind, sagen Ökonomen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der freiwilligen Boykottmaßnahmen minimal sind. Pro Jahr kaufen US-Verbraucher nämlich etwas mehr als 2 Millionen Liter russischen Wodka. Das wiederum macht nur einen winzigen Bruchteil des US-Marktes für Spirituosen aus.

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Das Rätselraten um den Verbleib der US-Basketballerin Brittney Griner (31), die im Februar an einem Flughafen in Moskau verhaftet wurde, weil sie angeblich Haschischöl im Gepäck hatte, hat diese Woche eine neue Dimension angenommen. Am Dienstagabend wurde das erste Foto des Sportstars, die als beste Spielerin ihrer Generation angesehen wird, von russischen Behörden veröffentlicht. Darauf hält die zweifache Olympiasiegerin und Gewinnerin mehrerer Titel der US-Frauen-Profiliga WNBA einen Zettel mit ihrem Namen.

Neben Griners Ehefrau und ihrer Familie haben zahlreiche Profisportler sowie Stars aus der Entertainment-Branche ihre sofortige Freilassung gefordert. Nach russischem Recht droht ihr nämlich eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Die schlagzeilenträchtige Verhaftung ist mittlerweile auch zu einem Politikum geworden. Außenminister Antony Blinken hielt sich vorläufig bedeckt. „Wie immer, wenn ein US-Staatsbürger im Ausland festgehalten wird, stehen wir bereit, um jede notwendige Hilfestellung zu leisten.“

Deutlicher wurde ein ranghoher Beamter des Verteidigungsministeriums. Zu befürchten sei, dass die Festnahme politisch motiviert sei und Griner bewusst als sogenannte „Geisel mit hohem Bekanntheitsgrad“ gehalten werde, die zu einer Schachfigur in möglichen Verhandlungen um eine Lockerung der US-Sanktionen­ werden könnte. Für suspekt halten politische Beobachter in Washington die Tatsache, dass der russische Verein UMMC Jekaterinburg, für den Griner einige Monate im Jahr spielt, dem Oligarchen Iskander Machmudow gehört, der offenbar hart von den Sanktionen getroffen wurde.