KommentarInfrastrukturprogramm

Auch die Baubranche muss liefern

Das Infrastrukturprogramm kann dafür sorgen, dass die Stimmung im kriselnden Bausektor dreht. Aber auch die Branche selbst ist gefordert. Sie muss ihre Kapazitäten ausbauen.

Auch die Baubranche muss liefern

Die Talfahrt des Wohnungsbaus in Deutschland hat die öffentliche Wahrnehmung der Baubranche lange dominiert. Doch mit dem 500-Mrd.-Euro-Infrastrukturpaket der mutmaßlichen künftigen Bundesregierung aus Union und SPD werden die Karten neu gemischt. Das geplante Ausgabenprogramm steht in scharfem Kontrast zur aktuellen Tristesse im Wohnungsbau. Es nährt die Hoffnung auf einen längeren Aufschwung und sorgt für Zuversicht. Von einem Signal des Aufbruchs ist die Rede.

Geld allein reicht nicht

Was für die Branche als Ganzes zutreffen mag, gilt längst nicht für jedes Unternehmen. Die auf den Wohnungsbau ausgerichteten, zumeist kleinen und mittleren Unternehmen haben erst mal wenig davon, wenn Brücken saniert, Straßen erneuert und Schienenwege instandgesetzt werden. Sie könnten aber von Gebäudesanierungen und den geplanten Reformen im Wohnungsbau profitieren. Ohnehin ist das Bild des darbenden Bausektors zu relativieren. Schon bisher stehen Teile der Branche besser da als das Krisengemälde vermuten lässt. So hat der österreichische Baukonzern Strabag, der die Hälfte seiner Leistung in Deutschland erbringt, gerade sein bisher bestes Ergebnis präsentiert.

Doch Geld allein reicht nicht, um die Infrastruktur in Deutschland auf Vordermann zu bringen. Die Strabag-Manager stimmen ein in den Chor derjenigen, die mehr fordern. Sie mahnen schlankere und schnellere Planungs-, Genehmigungs- und Ausschreibungsverfahren an. Das ist in der Tat ein zentraler Punkt, der allerdings schwer umzusetzen ist, weil diverse politische Ebenen, die oft divergierende Interessen verfolgen, zusammenspielen müssen.

Bau muss Kapazität erweitern

Aber auch die Bauwirtschaft selbst muss liefern. Sie muss ihre Kapazitäten ausbauen, um die zusätzlichen Aufträge abarbeiten zu können. Ein großer Teil der Mehrnachfrage von rechnerisch 50 Mrd. Euro jährlich aus dem auf zehn Jahre angelegten Ausgabenprogramm trifft auf eine Branche, die im vergangenen Jahr gerade mal 163 Mrd. Euro baugewerblichen Umsatz erwirtschaftet hat. Mit ein paar zusätzlichen Ausbildungsplätzen ist es da nicht getan.

Infrastruktur

Auch der Bau
muss liefern

Von Helmut Kipp
BZ+
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