KommentarAnschluss an den Repo-Markt

Auf dem Weg zur EU-Bundesanleihe

Die Debatte über gemeinsame Schulden der EU wirkt angesichts der Realität von ausstehenden Anleihen von mehr als einer halben Bill. Euro und einer immer professionelleren Marktbearbeitung schlicht überholt.

Auf dem Weg zur EU-Bundesanleihe

Kapitalmarkt

Auf dem Weg zur
EU-Bundesanleihe

Von Detlef Fechtner

Unter Ökonomen und Politikern wird seit Jahren hitzig diskutiert, ob sich die EU in größerem Stil gemeinsam verschulden soll. Dabei begibt die EU-Kommission ja bereits seit vier Jahrzehnten Schuldtitel, die durch den EU-Haushalt besichert sind. Und seit der Pandemie und dem damals aufgelegten Programm „Next Generation EU“ ist das Emissionsvolumen so kräftig in die Höhe geschossen, dass die EU-Kommission am europäischen Bondmarkt zu einer der größten Teilnehmerinnen aufgestiegen ist.

Finanzminister Christian Lindner und viele andere Politiker haben in der Vergangenheit immer wieder hervorgehoben, bei „Next Generation EU“ handele es sich um eine „einmalige Ausnahme“. Daran darf man zusehends Zweifel hegen. Am Montag hat sich die EU-Kommission, unterstützt übrigens von der Bundesbank, dem Repo-Markt der Terminbörse Eurex angeschlossen. Das erklärte Ziel dieses Schritts ist, die Liquidität des Handels von EU-Anleihen am Sekundärmarkt zu erhöhen.

Die Realität ist der Debatte weit voraus

Von wegen also „einmalige Ausnahme“: Die EU-Behörde ist unter Hochdruck dabei, ein professionelles und für Investoren attraktives Umfeld zu schaffen, damit sie langfristig am Markt Geld aufnehmen kann. Die Debatte über gemeinsame Schulden der EU wirkt angesichts der Realität von ausstehenden Anleihen von mittlerweile mehr als einer halben Bill. Euro und einer immer professionelleren Marktbearbeitung mit Repo-Zugang, vereinheitlichtem Finanzierungsformat und regelmäßigen Emissionskalendern schlicht überholt.

Kein Zweifel: Man kann über die damit verbundenen Risiken einer womöglich ungewollten, schwer kontrollierbaren und intransparenten Mithaftung für weniger solide haushaltende EU-Partner trefflich streiten. Unstrittig ist indes, dass es clever von der EU-Kommission ist, die Kapitalaufnahme für beide Seiten – sich selbst als Emittentin und die Investoren – maximal effizient zu organisieren.

Günstigere Konditionen

Mit dem Eintritt in den Eurex-Repo-Club ist das Ziel, am Markt vergleichbar einer nationalen Staatsanleihe – sozusagen wie eine „EU-Bundesanleihe“ – wahrgenommen zu werden, näher gerückt. Das ist bedeutsam, schließlich kann die EU-Kommission – und können damit die Bürger Europas – von entsprechend günstigeren Konditionen profitieren. Zudem ist der jüngste Beitritt zu Eurex-Repo zugleich ein Fortschritt hin zu einem europäischen „safe asset", wie es von zahlreichen Ökonomen aus Gründen der Finanzstabilität empfohlen wird. Und: Aus Frankfurter Sicht kommt schlussendlich noch hinzu, dass die Entscheidung der EU-Kommission für die Eurex Frankfurt im Finanzplatzwettbewerb ein paar fette Punkte beschert.

Es ist clever von der Kommission, die Kapitalaufnahme maximal effizient zu organisieren.

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