Auf dem Weg zur Parität
Der Greenback geht auf Tuchfühlung mit der Parität zur europäischen Gemeinschaftswährung. Das Hoch der US-Devise, das vor einigen Tagen erreicht wurde, liegt bei 1,0179 Dollar für einen Euro. Aktuell sind noch 4 Cents an Aufwertung nötig, damit Euro und Dollar genau gleich viel wert sind. Das Gros der Marktteilnehmer stellt sich darauf ein, dass dies bald erreicht wird. Mancher geht sogar davon aus, dass dies nicht das Ende des Aufwertungsprozesses der US-Währung sein wird, sondern dass es noch unter die Parität geht, also weniger als ein Dollar aufgewendet werden muss, um auf den Devisenmärkten einen Euro zu bekommen.
Trump verhilft dem Dollar zu neuen Höhen
Ein Großteil dieser Dollargewinne ist seit September zu verzeichnen. Ende des dritten Quartals lag der Euro noch bei 1,12 Dollar. Seitdem schwächelt der Euro. Der Dollar befestigte sich, als sich immer mehr abzeichnete, dass Donald Trump im Rennen um das Weiße Haus vorn liegt. Mit dem Sieg Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen nahm die Dollar-Rally dann noch mal richtig Fahrt auf. Am 5. November, dem Tag der US-Wahl, kostete der Euro noch 1,09 Dollar. Seitdem hat der Euro fast konsequent das Nachsehen gegenüber dem Greenback. Gegenüber dem Hoch von Ende September hat der Dollar gegenüber dem Euro damit bis zu rund 9% aufgewertet. Beim Dollar-Index, der die Wertentwicklung der US-Devise gegenüber sechs wichtigen Handelswährungen misst, lag die Aufwertung bei bis zu knapp 10%; der höchste Stand seit mehr als zwei Jahren.
Die Anleger an den Märkten bereiten seit einiger Zeit ihre Portfolios auf die Handels- und Zollpolitik vor, die unter Trump in seiner nun zweiten Amtszeit wohl zu erwarten ist. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass die Ankündigungen von Trump auch einer gewissen eigenen Volatilität, um es vorsichtig zu formulieren, unterliegen. Es kommt nicht immer alles so, wie er es ankündigt, schnell gibt es auch wieder Rückzieher, moderatere Töne oder eben auch eine Verschärfung der Rhetorik. Somit gibt es auch ein Unsicherheitselement: Wie hoch werden die Zölle ausfallen, wie breit werden sie über die Wirtschaft und damit Erzeugnisse angewendet, gegenüber welchen Ländern werden sie letztlich erhoben? Das ist noch nicht klar, und das müssen Marktteilnehmer nun noch abwarten.
Und es ist genau diese Unsicherheit, die den Dollar an den Devisenmärkten immer weiter antreibt. Eine anhaltende Rally lockt normalerweise ab einem gewissen Punkt auch die Bären an, die auf einen Rückschlag setzen. Diese halten sich aber sehr stark zurück. Viele im Markt sind long für den Dollar positioniert und wenige wollen die Hausse-Wetten für den Greenback derzeit aufgeben, d.h. es wird als nicht gerade klug angesehen, den steigenden Dollar mit Shorts zu provozieren. Zu groß ist einfach die Erwartung, dass Trump letzten Endes mit Zöllen aufwarten wird. Das ist aus seiner ersten Amtszeit bekannt, als er Zölle gegenüber mehreren Ländern erhob – dazu gehörten etwa Mexiko und das Reich der Mitte. Von Anfang 2018 bis Anfang 2020 wertete der Dollar immerhin um rund 13% auf. Da möchte man als Anleger ungern auf der falschen Seite des Marktes stehen. Der Dollar hat also durchaus noch Luft nach oben, also ist auch ein Abtauchen unter Parität ganz und gar nicht auszuschließen.
Trumps Politik könnte Leitzinssenkungen verhindern
Trumps zu erwartende protektionistische Politik wird mit einigem Teuerungsdruck verbunden sein. Und genau das dürfte die Fed im Verlauf des Jahres dazu veranlassen, mit Leitzinssenkungen sparsamer umzugehen. Manch einer stellt sich sogar darauf ein, dass in Sachen US-Geldpolitik bei stärkerer Teuerungsbeschleunigung eine Zinserhöhungsdiskussion aufkommen könnte.
Rückenwind bekommt der Dollar auch vom heimischen Bondmarkt, an dem die Zinskurve wieder steiler wird. So lange die Staatsanleiherenditen in den USA höher sind als in anderen Ländern, sind die Dollaranlagen attraktiver. Das zieht Kapital in die USA, was mit Dollarnachfrage verbunden ist. Hinzu kommt, dass die EZB aufgrund der erwarteten Wachstumsschwäche in der Eurozone im Zinssenkungsmodus bleiben wird. Das schwächt den Euro, ist also auch positiv für den Dollar.
Auf dem Weg zur Parität
Der Dollar geht 2025 in Richtung Parität zum Euro. Vieles spricht für eine Stärke des Greenback.