KommentarKostspieliger Sanierungsprozess

Baywa hat an der Börse nichts mehr zu suchen

Trotz Finanzspritze braucht der angeschlagene Agrarhändler Baywa wohl frisches Kapital. Die Hauptlast tragen die Kreditgenossen. Als Mehrheitseigentümer sollten sie das Delisting vorantreiben.

Baywa hat an der Börse nichts mehr zu suchen

Baywa-Sanierung

Es kommt knüppeldick

Von Stefan Kroneck

Die Sanierung des Agrarhandelskonzerns Baywa kommt die Kreditgenossen noch teuer zu stehen. Um das einstige SDax-Unternehmen vor dem Untergang zu bewahren, ist laut dem überarbeiteten Sanierungsgutachten von Roland Berger eine Kapitalerhöhung unumgänglich.

Eigenkapital bedenklich zusammengeschrumpft

Die hoch verschuldete Firma hat seit 2023 einen Nettoverlust von 734 Mill. Euro angehäuft. Dadurch ist das Konzerneigenkapital auf 1 Mrd. Euro geschrumpft. Das entspricht gerade noch 8,5% der Bilanzsumme. Und ein Ende der Verlustserie ist nicht absehbar. Spätestens Mitte 2025 wäre das Eigenkapital aufgezehrt, sollte die Cash-Burn-Rate ihre zerstörerische Kraft fortsetzen.

Damit kommt es noch knüppeldick für die rund 160 Volks- und Raiffeisenbanken (VR) in Bayern. Denn sie sind mit 34% größter Anteilseigner der zum Genossenschaftssektor gehörenden Baywa. Das bereits von den Gläubigerbanken und den genossenschaftlichen Primärinstituten gestützte Unternehmen wird absehbar eine Kapitalerhöhung um mindestens 1 Mrd. Euro benötigen.

Umfangreiche Kapitalerhöhung in Sicht

Zur Sicherung des Fortbestands haben die Gläubiger der Baywa bereits eine Finanzspritze von 1 Mrd. Euro injiziert. Um den erforderlichen Kapitalschritt zu vollziehen, reicht das genehmigte Kapital von 4,6 Mill. Euro bei weitem nicht aus. Im kommenden Jahr müsste die Hauptversammlung demnach erst die juristische Voraussetzung dafür schaffen.

Die Kreditgenossen im Freistaat werden als Garant der Existenzsicherung der Baywa den Löwenanteil der Kapitalerhöhung stemmen. Diese Mehrkosten sind zwar für die VR-Gruppe schmerzhaft. Doch angesichts eines Betriebsergebnisses von voraussichtlich rund 2 Mrd. Euro im laufenden Jahr sind sie für den Finanzverbund in Bayern wohl verkraftbar.

Delisting denkbar

Nach der Kapitalerhöhung wäre der Verbund Mehrheitseigentümer der Baywa AG. Zusammen mit den Genossen in Österreich, die rund 28% der Anteile halten, kämen sie auf eine Quote, die ein Delisting der Baywa ermöglichen würde. An der Börse hat die Firma aufgrund ihrer zerbröselten Equity Story ohnehin nichts mehr zu suchen.

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