Bidens Paukenschlag erschüttert den Ölmarkt
Öl-Sanktionen
Bidens
Paukenschlag
Von Dieter Kuckelkorn
Die Entscheidung des Noch-US-Präsidenten Joe Biden ist ungewöhnlich: Nur wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit hat er die bisher härtesten Sanktionen gegen russisches Öl und russisches Gas beschlossen, vor denen er vor den US-Wahlen noch zurückschreckte. Die Sanktionen haben das Potenzial, zumindest in der kurzen Frist für erhebliche Unruhe am Weltmarkt für Rohöl und am europäischen Markt für Erdgas zu sorgen. Die Folgen davon, beispielsweise weiter steigende Energiekosten für US-Verbraucher, hat Bidens Nachfolger Donald Trump in Gestalt von Belastungen für die US-Konjunktur und für die Geldbeutel seiner Wähler zu tragen – sofern der kommende US-Präsident die Sanktionen nicht gleich wieder aufhebt, wozu er die Möglichkeit hätte.
Schlag gegen „Schattenflotte“
Die Sanktionen, die auch auf Drittstaaten Wirkung zeigen, verbieten Geschäfte mit wichtigen russischen Öl- und Gaskonzernen sowie mit den Betreibern von 183 Tankern der sogenannten russischen „Schattenflotte“, wobei dieser Begriff lediglich meint, dass die Schiffe nicht in London, sondern an anderen Orten wie Russland, Indien oder China versichert sind.
Die Reaktionen am Ölmarkt sind deutlich, Brent ist wieder über die Marke von 80 Dollar je Barrel geklettert, die Sorte ist damit so teuer wie seit vier Monaten nicht mehr. Es wird, zumindest für eine gewisse Zeit, mit Versorgungsproblemen und Ölknappheit gerechnet, weil Russland mit mehr als 10 Mill. Barrel pro Tag einer der drei ganz großen Anbieter auf dem Ölmarkt ist.
Sanktionen werden umgangen
Allerdings sind die Marktreaktionen nicht so ausgeprägt, als dass wirklich mit einem Ausfall des gesamten russischen Öls gerechnet würde. Es ist allen Beteiligten klar, dass es Russland und seinen Kunden auch diesmal gelingen wird, die Sanktionen zu umgehen. Was zurückbleiben wird, sind aber beispielsweise durch die Einschaltung von Mittelsmännern in den Geschäften am Ölmarkt nochmals höhere Energiepreise für die Verbraucherländer – und vermutlich wie schon in der Vergangenheit bei ähnlichen Sanktionen mittelfristig höhere Einnahmen Russlands aus den Energieexporten.