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Bondrenditen auf Tauchstation

Rekordjagd an den Märkten: Chinas Bond-Renditen fallen auf historische Tiefststände. Das wird den Dollar stärken, da Anleger verstärkt Assets in der US-Devise nachfragen werden.

Bondrenditen auf Tauchstation

Eine Rekordjagd ist nicht nur an den internationalen Aktienmärkten abzulesen, wie etwa beim Dax, der am Freitag abermals auf Allzeithoch geklettert ist. Auch am chinesischen Bondmarkt werden Meilensteine aufgestellt. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe aus dem Reich der Mitte fiel nun auf 1,77% und damit auf Rekordtief. Und auch am ganz langen Laufzeitenende chinesischer Staatsanleihen geht es mit den Verzinsungen nach unten. Die Rendite der 30-jährigen China-Bonds fiel erstmals bis knapp unter 2%. Der Spread zwischen den zehnjährigen Staatspapieren aus China und den US-Pendants erreichte damit etwas mehr als 250 Basispunkte. Das ist die größte Renditedifferenz zwischen den USA und China im zehnjährigen Laufzeitenbereich seit 22 Jahren.

Der Grund für Chinas Bondmarkt-Rally, die nun schon praktisch das gesamte Jahr über zu beobachten ist, liegt auf der Hand. Peking senkt die Zinssätze, pumpt Liquidität in das Bankensystem, um die von den deflationären Tendenzen geschwächte heimische Wirtschaft zu stützen. Und viele Investoren stellen sich darauf ein, dass die Politik und Chinas Zentralbank auch 2025 der Wirtschaft mit fiskalischen Maßnahmen und Zinssenkungen unter die Arme greifen müssen. Das Ganze wird natürlich nicht ohne Auswirkungen auf Anlageentscheidungen von Investoren in China und anderen Orten bleiben und damit auch auf das Gefüge zwischen Dollar und Yuan am Devisenmarkt. Wenn Anleger im eigenen Land immer weniger Zinserträge für ihr Geld bekommen, dann sehen sie sich nach höherverzinslichen Alternativen um. Und wenn der Spread zu den USA im zehnjährigen Bereich mehr als 250 Basispunkte beträgt, dann lockt das sicher weite Anlegerkreise an. Zumal ja auch die Aussicht besteht, dass künftig im Yuan immer weniger festverzinslich zu verdienen sein wird. Dollar-Assets werden damit aller Voraussicht nach gefragt bleiben. Also raus dem Yuan und rein in den Greenback. Das stärkt den Dollar auf den Devisenmärkten also weiter. Der Greenback bekommt somit Rückenwind aus China. Den neuen US-Präsidenten Donald Trump wird das sicherlich freuen.

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Von Kai Johannsen
BZ+
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