Notiert inMoskau

China flutet Russland mit Autos

In den Straßen Moskaus sind immer mehr chinesische Autos präsent. Über die Hälfte der Neuwagen kommt inzwischen aus der Volksrepublik. Doch die Autodiebe lieben andere Modelle.

China flutet Russland mit Autos

Notiert in: Moskau

China flutet Russland mit Autos

Von Eduard Steiner

Wann ist ein Newcomer an einem Markt endgültig angekommen? Wenn er einen nennenswerten oder gar dominanten Marktanteil hat, würde man gemeinhin sagen. Das ist für die chinesischen Autobauer in Russland inzwischen der Fall, haben sie doch die vormals dominante Stellung westlicher Konkurrenten übernommen. Mit Beginn des laufenden Jahres belief sich der Marktanteil chinesischer Autos in Russland auf 56%, teilte der russische Verband der Autohändler im März mit. Sind vor Einführung der westlichen Sanktionen gegen Russland (und vor dem Rückzug der westlichen Autobauer) erst elf chinesische Marken präsent gewesen, sind es heute 57. Und der Marktanteil wächst weiter. Nicht zufällig wird die Dynamik auf dem Automarkt auch gern als Symbol für den generellen Schwenk der russischen Wirtschaft (insbesondere des Außenhandels) von Europa weg Richtung China bemüht.

Der Marktanteil zeigt freilich noch nicht das ganze Bild davon, wie sehr Newcomer in einem Land angekommen sind. Dachte sich zumindest die russische Brancheninformationsplattform Autonews.ru. Und machte sich daher dieser Tage auf den Weg zu Versicherern, um zu erfahren, wie sehr chinesische Autos denn auch schon gestohlen werden. Bei den Fahrern nämlich würden allmählich Ängste hochkommen, dass zunehmend auch chinesische Marken entweder zum Weiterverkauf oder zur Kannibalisierung wegen des Mangels an Ersatzteilen Ziel organisierten Diebstahls würden.

Diebe haben es auf koreanische Autos abgesehen

Und was hat Autonews.ru herausgefunden? Bei den meisten der großen Versicherungsgesellschaften wusste man für den Zeitraum seit Jahresbeginn noch von keinem einzigen Fall zu berichten. Man erklärt sich das damit, dass noch nicht genug populäre Modelle aus China vorhanden seien, weshalb immer noch andere Modelle – auch russische, aber besondere koreanische – am meisten geklaut würden. Und da China vor allem den Markt für Neuwagen flute und ein chinesischer Gebrauchtwagenmarkt fehle, fehle die Nachfrage nach Bestandteilen für eine private Reparatur abseits vom Händler: Stehlen, um sie zu kannibalisieren, mache bislang ganz einfach keinen Sinn, erklärte ein Versicherungsvertreter.

Insgesamt freilich prognostizieren die Experten, dass auch der Diebstahl chinesischer Autos Fahrt aufnimmt, da einige Modelle immer populärer würden und insgesamt die Verkaufszahlen stabil hoch blieben. Meistens dauere es bei Auftauchen neuer Modelle so zwei, drei Jahre, bis sich auch ein Gebrauchtwagenmarkt – und damit ein Diebstahlmarkt – herausgebildet habe.

Das würde dann auch bei chinesischen Autos die bislang niedrigen Kosten für Diebstahlversicherungen erhöhen. Und die Zahl solcher Versicherungen auch, denn bislang schließen viele Besitzer chinesischer Autos wegen ihres niedrigen Preises gar keine ab. Insofern ist auch die Diebstahlstatistik der Versicherer mangelhaft, weil sie nur Autos mit Vollkaskoversicherung umfasst. Aber die Tendenz geht in die Richtung.

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