Chinas beste Bohne schimmert golden
NOTIERT IN SCHANGHAI
Chinas beste Bohne schimmert golden
Von Norbert Hellmann
Fleißig sparen, nur weil wir uns in politisch und wirtschaftlich unsichereren Zeiten befinden? Himmel, wie langweilig und wenig konsumfördernd ist das denn? Damit kann man niemanden auf Social-Media-Kanälen beeindrucken. Im Land mit den meisten und auch emsigsten Goldpreis-Beobachtern sieht das ein wenig anders aus. Es gibt eine moderne und zeitgeistgerechte Sparform durch Edelmetall-Hortung, mit der junge Chinesen auch auf Plattformen wie Douyin (TikTok) und Xiaohongshu (Red Note) richtig glänzen können.
Chinas Generation Z ist einem Goldkonsumrausch verfallen, bei dem auch Minderbemittelte mithalten können und sollen. Eine eigentlich von schwacher Kaufkraft geprägte Konsumentenschicht erweist sich als treibende Kraft im Gold-Accessoire-Shopping. Es verbindet die traditionelle Fixierung der Eltern- und Großeltern-Generation auf Goldkäufe zu besonderen Gelegenheiten wie dem chinesischen Neujahrsfest mit dem derzeit prävalenten Trend des „Consumer Downgrading“.
Hoch lebe der Schnickschnack
Chinas Jungverdiener halten sich in Zeiten geringer wirtschaftlicher Zuversicht bei großen Haushaltsanschaffungen zurück. Sie leisten sich dafür aber jede Menge Schnickschnack und kostengünstige Unterhaltungsdienste. Diese werden als kleine Konsumerlebnisse zelebriert und dabei ganz explizit als emotionale Stützleistungen mit Wellness-Charakter wahrgenommen.
An dieser Schnittstelle bringt sich die internationale Goldpreisentwicklung positiv ins Spiel ein. Seit über einem Jahr regt sie mit immer neuen Rekorden zum Mitmachen an. Jüngst wurde die magische Marke von 3.000 Dollar je Feinunze lässig überschritten. Wer zeitig auf den Trend angesprungen ist, kann sich in Sachen Seelenbefriedigung nicht beklagen.
1 Gramm reicht zum Mitmachen
Goldkäufe, egal ob zu Investment- oder Schmuckzwecken, waren bislang eher was für Menschen, die nicht kleckern müssen, sondern klotzen können. Nun aber gibt es die Demokratisierung der Goldanlage im Kleinformat mit 1 bis 5 Gramm Gewicht. Sie wird in China als „jin douze“ (goldene Bohne) beziehungsweise in der Niedlichkeitsform als „jin doudou“ bezeichnet. Das verbürgt sich auch für Ästhetik, Besitzempfinden und Konsumerlebnis durch die Darreichungsform in kleinen goldenen Perlen beziehungsweise Böhnchen.
Endlich kann der Edelmetallspekulant in spe jedweder Einkommensklasse mithalten. Auf einschlägigen E-Commerce-Plattformen schwappt eine regelrechte Flut von Angeboten entgegen. Das passende Sammelvehikel ist kein Sparschweinchen, sondern ein kleiner Glasbehälter oder ein schmuckes Schälchen, das man sich ins Regal stellt. Bei stetig wachsendem Goldpreis wie in den letzten Wochen sorgt der Anblick garantiert für Wohlbehagen. Das mag irgendwann einmal wieder anders aussehen, aber solange Donald Trump seinen Schabernack auf der Welthandelsbühne vorantreibt, ist nicht nur der Anblick, sondern auch der Ausblick glänzend.