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Chinas nukleare Revolution

China ist auf dem Gebiet der Energieerzeugung aus Kernkraft ein technologischer Durchbruch gelungen, dessen Bedeutung nicht unterschätzt werden darf.

Chinas nukleare Revolution

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Chinas nukleare Revolution

Von Dieter Kuckelkorn

Die weltweiten Märkte für Energie stehen langfristig vor einer tiefgreifenden Umgestaltung, was Auswirkungen auf viele Sektoren haben könnte. Die Revolution, die sich damit abzeichnet, nimmt ihren Ursprung in der Wüste Gobi. Dort ist es chinesischen Wissenschaftlern gelungen, weltweit den ersten voll funktionsfähigen Atomreaktor mit Thorium als Brennstoff in Betrieb zu nehmen. Dies verspricht angesichts des reichlich vorhandenen Kernbrennstoffs eine äußerst preisgünstige Möglichkeit, in großem Umfang Energie zu erzeugen, wobei Thorium-Reaktoren nur kleine Mengen an radioaktivem Abfall produzieren und aufgrund ihrer Konstruktion eine hohe Sicherheit aufweisen, weil sich die Kernreaktion im Gegensatz zu herkömmlichen Uran- oder Plutonium-Reaktoren stets leicht abbrechen lässt. Gleichwohl bringt diese Konstruktion ihre eigenen technologischen Probleme mit sich, was China nach Einschätzung von Experten einen technischen Vorsprung von etwa zehn Jahren gibt.

Aufholjagd des Westens

Im Westen wird inzwischen auch wieder verstärkt an dieser CO2-neutralen Technologie gearbeitet, nachdem sie 1972 in den USA und in Deutschland 1989 mit dem schnellen Brüter in Hamm-Uentrop aufgegeben worden war. Thorium ist ein äußerst preisgünstiger Brennstoff, der in vielen Ländern gewonnen werden kann, die Reaktoren lassen sich leicht von kleinen dezentralen und mobilen zu großen Anlagen skalieren. Die Technologie dürfte sowohl herkömmliche Kernkraftwerke verdrängen, als auch Flüssiggas, ein vorerst noch an Bedeutung gewinnender Energieträger. Für die 2030er Jahre zeichnet sich damit auf den globalen Energiemärkten eine Umgestaltung ab, die fossilen Energieträgern, aber auch herkömmlicher Atomtechnik viel an Bedeutung nehmen wird. Großen Einfluss hat der Durchbruch aber auch für den Wachstumsmarkt der künstlichen Intelligenz: Mit Thorium-Reaktoren wird es erstmals realistisch, dass genügend preisgünstige Energie für KI produziert werden kann − zuletzt war wegen der in dieser Hinsicht fehlenden Perspektiven am Siegeszug von KI gezweifelt worden.

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