KommentarGeldpolitik

Damoklesschwert über der Fed

Trumps Wahlsieg wirbelt die mittelfristige Geldpolitik der Fed durcheinander. Vermutlich müssen sich die Märkte auf weniger Zinssenkungen einstellen.

Damoklesschwert über der Fed

Geldpolitik

Damoklesschwert über der Fed

Von Martin Pirkl

Trumps Wahlsieg wirbelt die mittelfristige
Geldpolitik der US-Notenbank durcheinander. Vermutlich müssen sich die Märkte auf weniger Zins­senkungen einstellen.

Ob der Republikaner Jerome Powell bei den US-Präsidentschaftswahlen für Donald Trump gestimmt hat, ist nicht bekannt. Sollte er es getan haben, wäre dies ein Eigentor. Denn Trump droht Powell unverhohlen mit einer Absetzung als Vorsitzender der Notenbank und bedroht die Unabhängigkeit der Fed als Institution. Auch darüber hinaus wird er der Zentralbank das Leben äußerst schwer machen.

Trumps Zollpläne könnten bis 2026 einen enormen Inflationsschub in den USA auslösen und damit den mühevollen Rückgang der Teuerung in der jüngeren Vergangenheit zunichtemachen. Auch die Pläne einer Senkung der Unternehmenssteuern und einer expansiven Fiskalpolitik würden die Preise in den USA in die Höhe schnellen lasen. Je nach Modell und je nachdem, wie genau Trump seine Ankündigungen wahr macht, steigt die Inflation dadurch nach Einschätzungen von Ökonomen um bis zu zwei Prozentpunkte.

Druck auf die Fed

Kurzfristig wird der Wahlsieg Trumps die Geldpolitik der Fed noch nicht beeinflussen. Das betonte auch Powell, der sich ansonsten nicht viel zu den Vorgängen rund um das Weiße Haus entlocken ließ, am Donnerstag nach dem Zinsentscheid. Ob die Fed im Dezember nochmals lockert oder eine Zinspause einlegt, wird davon abhängen, in welchem Zustand sich der US-Arbeitsmarkt bis dahin befindet und wie sich der Inflationsausblick unabhängig von der Politik in Washington entwickelt.

Doch für 2025 scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Trumps Wirtschaftspolitik dazu führen wird, dass die Fed ein bis drei Zinssenkungen weniger verkündet. Sicher ist das aber nicht. Nicht nur, weil beim erratischen Trump Vorhersagen über dessen Handeln schwerer fallen als bei Prognosen ohnehin schon. Sondern auch, weil die protektionistische Zollpolitik einen globalen Handelskrieg auslösen könnte, in dessen Folge auch in den USA das Wirtschaftswachstum leidet. Weniger wirtschaftliche Aktivität wiederum senkt den Inflationsdruck.

Hohe Unsicherheit

Die Unsicherheit und die Risiken für die Geldpolitik haben durch Trump also zugenommen. Das gilt nicht nur für die Fed, sondern für fast alle Notenbanken weltweit. Auch die EZB macht sich ihre Gedanken und äußert sie öffentlich offensiver als die Fed. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos warnt vor schädlichen Schocks für Inflation und Wachstum. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass es am Ende genauso kommen wird.


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