Dank der US-Notenbank ein gutes Quartal für Aktien
Finanzmärkte
Dank der US-Notenbank ein gutes Quartal für Aktien
Positive Entwicklung auch bei Anleihen – Hang Seng tut sich auch in den ersten neun Monaten hervor – Starkes Jahr für Gold
ku Frankfurt
Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt
Die internationalen Finanzmärkte haben sich im dritten Quartal erstaunlich gut geschlagen, dank der Zinssenkungen durch große Notenbanken und trotz der Turbulenzen an den Märkten, die es zwischenzeitlich, aber nur kurz, gegeben hat. In einer jetzt vorgelegten Studie weisen Henry Allen, Macro Strategist bei der Deutschen Bank, und Jim Reid, Head of Global Economics and Thematic Research, darauf hin, dass der amerikanische Index für Volatilität am Aktienmarkt Vix, der als Angstmesser gilt, zeitweilig auf den höchsten Stand seit März 2020, also dem Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie, kletterte. Insgesamt habe aber beispielsweise der führende amerikanische Aktienindex S&P 500 im bisherigen Jahresverlauf trotzdem die stärkste Performance im 21. Jahrhundert aufgewiesen.
Das dritte Quartal habe mit einer recht starken Rally über zahlreiche Assetklassen hinweg in der ersten Juli-Hälfte begonnen, die den S&P 500 auf ein Allzeithoch getrieben habe. Dann setzten jedoch enttäuschende Quartalsergebnisse aus dem Technologiesektor ein, die Zweifel am Bestand der massiven Rally des Sektors auslösten und bei den „Magnificent 7“, also den ganz großen amerikanischen Technologiewerten, eine Korrektur um mehr als 10% herbeiführten. Daneben wurden dann schwächere Makrodaten veröffentlicht, unter anderem ein unerwarteter Anstieg der amerikanischen Arbeitslosenquote im Juni auf den höchsten Stand seit November 2021, während die Bank of Japan den Leitzins um 25 Basispunkte anhob und gleichzeitig mitteilte, dass mit weiteren Zinsschritten zu rechnen sei. Anfang August wurde dann ein weiterer enttäuschender amerikanischer Arbeitsmarktbericht für den Juli veröffentlicht, mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3%.
Mit Blick auf den nach der amerikanischen Ökonomin Claudia Sahm benannten Rezessionsindikator löste dies erhebliche Ängste wegen einer erwarteten starken wirtschaftlichen Abschwächung an den Märkten aus. Die Sahm-Regel besagt, dass sich die US-Volkswirtschaft am Beginn einer Rezession befindet, wenn sich der gleitende Dreimonatsdurchschnitt der Arbeitslosenquote um 0,5 Prozentpunkte oder mehr über dem Tief der vergangenen zwölf Monate befindet. Diese Regel hat sich in der Vergangenheit als sehr zuverlässig erwiesen.
Carry Trades unter Druck
Die Erwartung einer erheblichen Konjunkturschwäche in den USA und damit verbunden deutlichen Zinssenkungen in den USA und Europa bei gleichzeitig mehreren Leitzinsanhebungen in Japan führte zu der Erwartung einer recht schnellen Reduzierung des Zinsabstands vor allem zwischen den USA und Japan, was die zahlreichen Carry Trades mit dem Yen als Finanzierungswährung gefährdete. Dies löste dann am 5. August erhebliche Turbulenzen aus mit einem Tagesverlust des marktbreiten japanischen Aktienindex Topix um 12,2%.
Allerdings haben sich die Finanzmärkte nach Einschätzung der beiden Deutsche-Bank-Strategen von diesen Turbulenzen auffällig schnell wieder erholt. Dazu trug erheblich bei, dass sich die Notenbanken verbal zurückhaltend präsentierten und dass die amerikanische Notenbank die Zinsen im September gleich um 50 Basispunkte senkte. Um eine Glättung der Wogen war auch die Bank of Japan bemüht, von der es hieß, dass es keine Leitzinsanhebungen geben werde, wenn die Finanzmärkte instabil seien.
Das Quartal gerettet haben nach Einschätzung der Deutschen Bank aber auch die sich wieder verbessernden Konjunkturdaten aus den USA sowie die Ankündigung einer erheblichen Konjunkturstützung in China. In den letzten Handelstagen des Septembers hat sich insbesondere der chinesische Aktienmarkt rasant erholt mit einem Tagesgewinn des chinesischen Leitindex CSI 300 um 8,5% am letzten Handelstag des Quartals.
Damit sei die in den vergangenen Jahren übliche schwache Entwicklung des Monats September vermieden worden. So habe der S&P 500 den ersten Anstieg in dem Monat seit 2019 verzeichnet, und der Global Bond Aggregate Index von Bloomberg komme mit plus 1,7% auf den ersten September-Anstieg seit 2016.
Gemäß der Auswertung der Deutschen Bank war es damit erneut ein gutes Quartal für Aktien, wobei sich der Hang Seng aus Hongkong besonders hervorgetan hat mit einem Anstieg im Quartal von nicht weniger als 21,7% (alle Anstiege in lokalen Währungen), während der S&P 500 immerhin auf 5,9% kommt und der europäische Stoxx 600 auf +2,7%. In den ersten drei Quartalen des Jahres tut sich der Hang Seng ebenfalls besonders hervor mit einem Anstieg um rund 29%. Der S&P 500 kommt auf 22% und der Dax immerhin auf etwas mehr als 15%. In Europa besonders dynamisch zeigten sich der spanische Ibex 35 mit einem Plus von fast 22% und der italienische FTSE MIB, der sich um etwas mehr als 17% verbesserte.
Unter den einzelnen Branchen setzte sich in den drei Quartalen der Bankenindex aus dem Stoxx-600-Universum besonders in Szene mit einem Anstieg von knapp 28%.
Grundsätzlich waren Aktien aus den Schwellenländern 2024 bislang eine gute Wahl mit einem Anstieg des MSCI Emerging Markets um 17%. Auffällig war dabei ein Anstieg des indischen Aktienmarktes gemessen am Nifty um 20% und des Shanghai Composite um immerhin 15%.
Das dritte Quartal sei auch für Anleger in Staatsanleihen positiv verlaufen mit Kursanstiegen von US-Treasuries von 4,9% und von Euro-Staatsanleihen um 4,1%, gemessen an der Performance der jeweiligen Bond-Indizes. Dasselbe gilt für die bislang drei Quartale des Jahres mit Anstiegen bei europäischen Staatsanleihen um 1,9% und von US-Treasuries um 3,9%.
In den Reihen der Währungen fällt im dritten Quartal Japans Devise auf mit einem Anstieg um 12% gegenüber dem Dollar. Es handelt sich damit um die stärkste Performance des Yen in einem Quartal seit dem Schlussviertel 2008. In den bisherigen drei Quartalen setzt sich allerdings das Pfund in Szene mit einem Anstieg gegenüber dem Dollar um 5% und dem Euro von 4%. Überwiegend schwach präsentierten sich in den neun Monaten die Währungen aus den Emerging Markets.
Ölpreis sehr schwach
Besonders gut lief es im Quartal für Gold, das um 13% zulegte, so stark wie seit 2016 nicht mehr. Dagegen büßte der Brent-Ölpreis in den drei Monaten wegen der starken Konjunkturängste 17% ein. Von Januar bis einschließlich September gab der Brent-Ölpreis um knapp 7% nach. Gut liefen hingegen in den neun Monaten für Kupfer (+17%), Silber (+31%), Gold (+28%) und Zucker (+10%).