Für Mercedes-Benz sind die besten Zeiten vorbei
Mercedes-Benz
Die besten Zeiten
sind vorbei
Von Joachim Herr
Um das Positive im Quartalsbericht von Mercedes-Benz zu finden, muss man ganz schön weit nach hinten blättern. Das Geschäft mit Transportern und Finanzdienstleistungen hat nur Schrammen abbekommen, die Profitabilität ist einigermaßen stabil. Und der freie Cashflow im Fahrzeuggeschäft ist sogar gestiegen. Die operative Marge des Pkw-Segments erlitt dagegen einen schweren Schaden: 4,7% erinnern an Vorzeiten, als das Unternehmen nicht richtig in der Spur war. Damit die Dimension dieses Falls deutlich wird: Im gesamten vergangenen Jahr waren es 12,6%, 2022 sogar 14,6%.
Ein wesentlicher Grund für den Absturz ist die Flaute an der Spitze. Die Absatzzahlen von S- und G-Klasse sowie Maybach sanken mit zweistelligen Raten. Die Sportwagen von AMG legten etwas zu, insgesamt aber ging es in der obersten Klasse um 12% nach unten, mehr als in der unteren und der mittleren, die leicht gewachsen ist. Wenn sich die Autos mit den höchsten Gewinnbeiträgen nicht gut verkaufen, verschlechtert sich der Produkt- und Preismix.
Vielzahl neuer Modelle
Der Vorstand vertraut auf eine Vielzahl neuer Modelle – auch in der Luxussparte –, die in den nächsten Jahren den Absatz ankurbeln sollen. In der Spitzenkategorie sollen zudem Sonderserien und Abstrahleffekte des Engagements in der Formel 1 einen Schub bringen.
Im größten Markt in China wächst derzeit nur das Geschäft mit reinen Elektroautos und Plug-In-Hybriden. Das aber auch nur im Einstiegs- und mittleren Pkw-Segment. Mercedes-Benz hat hier noch eine Lücke im Angebot. Ob die Marke an frühere stolze Wachstumsraten in China anknüpfen kann, hängt deshalb nicht nur von der Luxussparte ab, sondern von einem Erfolg in den anderen beiden. Die elektrische C-Klasse ist ein Hoffnungswert. Ob deutsche Premiumautos – auch von BMW und Audi – in China wieder in die Erfolgsspur kommen, ist offen. Die heimische Konkurrenz drängt auch in dieses Segment. Das insgesamt knappe Angebot der vergangenen Jahre wegen des Chipmangels ist passé und damit auch die Preismacht der Hersteller. Die besten Zeiten liegen hinter Mercedes und der Konkurrenz.