Denkzettel für Varta-Großaktionär Tojner
Varta
Denkzettel
für Tojner
Von Helmut Kipp
Der am Wochenende festgezurrte Rettungsplan für den Batteriehersteller Varta ist ein Kompromiss aus den Konzepten der Eigenkapitalseite und der Darlehensgeber. Die in dem Konsortialkredit vertretenen Spezialfonds haben gut verhandelt. Die Gläubiger partizipieren künftig über eine virtuelle Beteiligung zu 36% etwa von Ausschüttungen oder einem Firmenverkauf, wenn sie sich an der Bereitstellung eines neuen vorrangig besicherten Kredits beteiligen. Das ist ein sehr respektables Ergebnis. Schließlich war in dem sogenannten Equity-geführten Konzept zunächst gar keine Gegenleistung für den signifikanten Forderungsverzicht vorgesehen.
Aktionäre müssen gleich behandelt werden
Dass die Streubesitzaktionäre rasiert werden, war zu befürchten. Sie haben keine Mitsprache in der finanziellen Restrukturierung. Dass ihr Kapitaleinsatz futsch ist, geht letztlich in Ordnung – das wirtschaftliche Risiko eines Aktionärs schließt den Totalverlust ein. Nicht in Ordnung ist aber, dass sie – anders als der Haupteigentümer Michael Tojner – von einer künftigen Wertaufholung ausgeschlossen sind und aus dem Unternehmen herausgedrängt werden. Diese Ungerechtigkeit, die dem Aktienwesen in Deutschland schwer schadet, hat schon in der Restrukturierung des Autozulieferers Leoni hohe Wellen geschlagen. Sie ist ein Konstruktionsfehler des Restrukturierungsgesetzes StaRUG, der beseitigt werden muss. Aktionäre müssen gleich behandelt werden, auch in Krisensituationen.
Bleibt Tojner Aufsichtsratschef?
Bemerkenswert ist der Machtverlust Tojners. Eigentlich wollte er sich über die Einbringung von Immobilien und eines bescheidenen Barbetrags die weitere Kontrolle sichern. Doch das haben Gläubiger verhindert. Tojner bleibt großer Anteilseigner, muss aber die Kontrolle abgeben. Die Kreditseite hat offenbar genug von seiner Dominanz und seinem miserablen Risikomanagement an der Spitze des Aufsichtsrats. Tojner hat eine überzogene Ausweitung der Produktionskapazitäten zugelassen, die ins Verderben führte, weil Großkunde Apple viel weniger Mini-Akkus für Ohrhörer abnahm als erwartet. Nun liegt die Frage auf dem Tisch, ob er demnächst auch den Aufsichtsratsvorsitz abgeben muss.