Deutsche Post DHL

Die All-Win-Situation

Der Bund hält über die KfW noch 20,5% an der Gruppe Deutsche Post DHL. Würde dieses Aktienpaket privatisiert, gäbe es nur Gewinner.

Die All-Win-Situation

In der Aufregung um die Empfehlung der Monopolkommission, die künftige Bundesregierung solle die Deutsche Bahn in zwei voneinander unabhängige Unternehmen aufspalten, ist ein weiterer Vorschlag ziemlich untergegangen: Um den Wettbewerb zu fördern, solle der Bund seine Aktienpakete an der Deutschen Telekom sowie der Deutschen Post verkaufen. Während die Veräußerung der dem Bund gehörenden Telekom-Anteile (30,4%) aus diversen Gründen schwierig würde, wäre der Verkauf der Anteile an der Gruppe Deutsche Post DHL für die Bundesregierung, die Steuerzahler, Investoren und nicht zuletzt für das Unternehmen von Vorteil.

Der Bund respektive die Regierung braucht immer Geld. Doch wohl selten so nötig wie jetzt. Zu den überfälligen Investitionen in Infrastruktur – exemplarisch seien hier die mindestens 2500 Brücken im Land genannt, die dringend sanierungsbedürftig sind und deren Instandsetzung bis 2030 nach früheren Angaben über 9 Mrd. Euro kosten wird – gesellen sich die Kosten, die die Corona-Pandemie verursacht hat und noch verursachen wird. Sie waren noch vor zwei Jahre nicht ansatzweise absehbar und sind gigantisch. Schätzungen zufolge wird die Seuche den deutschen Staat 500 Mrd. Euro kosten. Diese Ausgaben werden den Haushalt noch jahrzehntelang belasten. Zur Finanzierung muss jede denkbare Option gezogen werden. Das gilt im Großen (Steuererhöhungen, Anleiheemissionen, Einsparungen) wie im Kleinen, wozu man auch die potenzielle Einnahme aus dem Verkauf des 20,5-prozentigen Aktienpakets zählen darf, das der ehemalige Alleineigentümer Bund noch über die KfW an der Post hält. Dieses Paket stellt auf Basis des aktuellen Kurses von rund 57 Euro einen Wert von 14,2 Mrd. Euro dar. Das mag im Verhältnis zu den Ausgaben ein überschaubarer Wert sein, doch es ist mehr als nur Kleingeld.

Wozu hält der Bund noch ein Fünftel an dem Dax-Konzern? Um die Vertreter im Aufsichtsrat warnend den Zeigefinger heben zu lassen, wenn alle paar Jahre der Versand von Briefen und Postkarten teurer werden soll? Über Portoerhöhungen ereifern sich doch vor allem Boulevard-Medien. Die Volksseele kocht deswegen schon lange nicht mehr hoch. Ansonsten wird die Post – trotz des Großaktionärs Staat – als gewinnorientiertes Unternehmen und nicht etwa als Non-Profit-Organisation geführt. Seit dem Going Public im November 2000 zum Emissionspreis von 21 Euro hat sich die Post auch konsequent auf den internationalen Wettbewerb eingestellt. Ein Glanzstück war vor allem die im Jahr 2000 zunächst mehrheitliche, dann Ende 2002 vollzogene Komplett-Übernahme des Expressdienstleisters DHL. Damit war die Basis für den Logistikkonzern, der heute zu den führenden in der Welt gehört, geschaffen. Zwar hat der durch die Coronakrise ausgelöste Boom im Online-Handel, der zu einem Rekordaufkommen an Paketsendungen führte, der Aufwärtsentwicklung des Bonner Konzerns noch einen Extraschub gegeben, doch die Performance der Gruppe war zuvor schon mustergültig.

Für die Gruppe Deutsche Post DHL würde der Ausstieg des Bundes aus dem Aktionariat also lediglich die Befreiung von den letzten, ohnehin dünnen Fesseln des Staates bedeuten, für den Bund eine zweistellige Milliardeneinnahme und für den Steuerzahler eine mögliche Entlastung, denn was sich der Staat durch den Verkauf von ungenutztem Eigentum besorgen kann, muss er sich nicht von seinen Bürgern holen.

Blieben noch die Aktionäre. Kommt zusätzliches Material auf den Markt, wirkt dies per se belastend für den Kurs. Doch der Post-Aktie bescheinigen Analysten beachtliches Potenzial; die meisten Empfehlungen lauten „Kaufen“. Grund sind die exzellenten Aussichten in den vier DHL-Geschäftsbereichen. So rechnet kaum jemand mit einem Rückgang des Paketaufkommens, selbst wenn die Corona-Pandemie ausgestanden ist. Vielmehr wird eine Abflachung des Wachstums erwartet. Lediglich das einstige Kerngeschäft, Post & Paket Deutschland, bereitet Sorgen. Doch an Investorennachfrage sollte, wenn der Staat seine Papiere abgeben will, kein Mangel bestehen. Zudem würde der Verkauf marktverträglich organisiert.

Hinzu kommt ein Aspekt, der bei einem höheren Streubesitzanteil kurstreibend wirkt: Die zur Indexberechnung herangezogene Kapitalisierung stiege, so dass das Gewicht der Post im Dax von rund 3,6% auf etwa 4,5% klettern würde. Das würde z. B. den Leitindex abbildende Fonds dazu zwingen, ihren Bestand an Post-Aktien aufzustocken. Letztendlich wäre der Paketverkauf durch den Staat also eine All-Win-Situation.

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