Die Reaktionen am amerikanischen Aktienmarkt auf das Erscheinen der chinesischen KI-Modelle von DeepSeek lassen sich als durchaus dramatisch qualifizieren. So hat Nvidia am Montag 589 Mrd. Dollar am Marktkapitalisierung eingebüßt, ein neuer Rekord für den Tagesverlust eines Unternehmens weltweit.

Aber ist nun mit dem Aufkommen chinesischer KI, deren Nutzung nicht nur kostenlos ist, sondern die nach Einschätzung der Analysten von Morgan Stanley um 95% geringere Hardware-Anforderungen und Kosten mit sich bringt, nun das Ende des Booms der großen amerikanischen Technologiekonzerne verbunden, der ja wesentlich vom Narrativ des weltweiten Siegeszugs der (amerikanischen) KI abhängt? Nun, damit ist eher nicht zu rechnen. Denn wie die Analysten des amerikanischen Vermögensverwalters Wedbush schreiben, wird keines der 2.000 größten börsennotierten Unternehmen aus den USA oder den von den USA dominierten Ländern ein chinesisches Start-up wie DeepSeek für seine KI-Infrastruktur nutzen. Dafür würden im Zweifel sicherlich Sanktionen der Trump-Administration sorgen, die die Auseinandersetzung um die Dominanz auf dem Feld der künstlichen Intelligenz als einen entscheidenden Faktor für den Erhalt der globalen US-Vormachtstellung sieht. Daher ist zu erwarten, dass die Exporte KI-fähiger Hardware nach China noch weiter eingeschränkt werden und dass notfalls die Nutzung von DeepSeek parallel zu der Lage bei TikTok schlicht verboten wird.

Allerdings wird das Aufkommen von chinesischen Lösungen wie DeepSeek die Rally der KI-Werte in den USA weiter dämpfen. Denn zum einen ist eine Aufteilung der Welt wahrscheinlich, in der in Asien vielfach chinesische KI und in den von den USA beherrschten Regionen wie Amerika und Europa US-Lösungen dominierend sein werden. Zum anderen wird der Druck auf alle KI-Anbieter stark zunehmen, die hohen Kosten ihrer Lösungen und die enormen Hardware-Anforderungen nach chinesischem Vorbild zu reduzieren. Das wird das Wachstum und die Gewinne auch von Firmen wie Nvidia schmälern.