Die neue EU-Gaskrise nimmt ihren Lauf
EU-Gasversorgung
Die neue Krise nimmt ihren Lauf
Von Dieter Kuckelkorn
Der Preis für Erdgas auf dem europäischen Markt steigt immer weiter. Der Monatskontrakt ist am Montag erstmals seit zwei Jahren auf ein Niveau von fast 59 Euro je Megawattstunde geklettert. Seit Mitte Dezember hat es damit einen Anstieg von rund 50% gegeben, und der für Europa äußerst wichtige Energieträger kostet nun dreimal so viel wie vor dem Ausbruch der europäischen Energiekrise im Jahr 2020.
Kalter Winter
Aktuell ist es die Aussicht auf einen weiterhin kalten Winter in der zweiten Februarhälfte, die den Preis antreibt, verbunden mit einem mittlerweile recht niedrigen Füllstand der Gasspeicher in der gesamten EU von nur noch 49% – vor einem Jahr waren es 67%. In Deutschland sieht es nicht besser aus mit nur noch 49,2%. Mit der starken Reduzierung der Lieferungen an preisgünstigem russischen Pipeline-Gas durch die Sanktionen der EU und durch die offiziell immer noch ungeklärte Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines war es bereits zu einer nachhaltigen Verdopplung des Gaspreises auf ein Niveau von rund 40 Euro gekommen.
Verschärfung der Lage
Deutlich verschärft wird die Lage jetzt aber noch durch die Entscheidung der ukrainischen Regierung, seit Jahresanfang kein Gas mehr über die letzte in Betrieb befindliche Pipeline durchzuleiten, was immerhin noch rund 5% des gesamten in Europa verbrauchten Erdgases ausmachte. Inzwischen wird über die Ukraine nicht nur kein Gas mehr geliefert, das Land muss nun auch innerhalb der EU Gas zukaufen, wie Bloomberg jetzt gemeldet hat.
Erwartet wird nun, dass die Wiederbefüllung der Speicher deutlich schwieriger wird als beispielsweise 2022, als die Speicher genauso leer waren wie aktuell. Das liegt daran, dass das russische Pipeline-Gas fehlt und Europa in eine verschärfte Konkurrenz zu anderen Kunden im Nachfrage-Wettstreit um LNG-Flüssiggas treten muss.
Norwegen tritt auf die Bremse
Es gibt aber noch eine andere Gefahr: Aufgrund der im eigenen Land steigenden Preise und der Unzufriedenheit der eigenen Bevölkerung erwägt der wichtige europäische Lieferant Norwegen, seine Energieexporte zu drosseln.