KommentarAktionärszahlen

Neue Aktienkultur dringend nötig

Die Aktionärszahlen in Deutschland sind viel zu niedrig und stagnieren. Dabei können Aktien das Problem der Altersvorsorge lösen. Die neue Regierung ist daher gefordert.

Neue Aktienkultur dringend nötig

Kapitalmarkt

Neue Aktienkultur dringend nötig

Von Werner Rüppel

Mit der Überlastung der gesetzlichen Alterssicherung wird das Defizit kapitalmarktgetriebener Vorsorge offenbar. Die Politik hat bisher zu wenig bewegt.

Die geringe Affinität der Deutschen zur Aktienanlage ist seit langem bekannt. Folge: Der rasante Anstieg des Dax in den zurückliegenden 10 Jahren, in denen sich der Index mehr als verdoppelt hat, ist am Gros der Sparer spurlos vorbeigegangen.

Im Jahr 2024 ist die Zahl der Deutschen, die in Aktienfonds, ETFs oder direkt in Einzelaktien investieren, leicht auf 12,1 Millionen zurückgegangen. Das sind lediglich 17,2% der Bevölkerung ab 14 Jahren, stellt das Deutsche Aktieninstitut fest. Dass so wenige Deutsche von den Vorteilen der Dividendentitel profitieren, zeugt von mangelndem Bewusstsein für die gravierenden Probleme, die die demografischen Veränderungen mit immer mehr Alten, den Boomern, und weniger Jungen, mit sich bringen. Als könne und werde die staatliche Rentenversicherung alles richten. Oder als würde die Riester-Rente tatsächlich gut funktionieren.

Bei Altersvorsorge versagt

Henriette Peucker, die Geschäftsführende Vorständin des Aktieninstituts, trifft es auf den Punkt mit ihrer Aussage, dass die stagnierenden Aktionärszahlen „das Scheitern des Gesetzgebers in den letzten Jahrzehnten“ belegen. In Sachen private Altersvorsorge am Kapitalmarkt haben die Regierungen unter Gerhard Schröder, unter Angela Merkel und auch unter Olaf Scholz so gut wie keine Fortschritte erzielt.

Um zu sehen, wie eine effiziente Altersvorsorge gestaltet sein sollte, genügt es, in andere Länder zu schauen. In den USA ist privater Aktienbesitz Standard, was nicht nur der Vorsorge dient, sondern insbesondere auch den Kapitalmarkt stärkt. Ein anderes Beispiel ist das schwedische Modell mit dem staatlichen Pensionsfonds AP7, der mit der Aktienanlage satte Gewinne erzielt.

Merz kommt von Blackrock

Um den Kapitalmarkt zu stärken und der Lücke in der Altersvorsorge entgegenzuwirken, sollte sich die neue Regierung des Themas möglichst schnell annehmen. Die Forderung des Aktieninstituts nach der Einführung eines staatlich geförderten Depots in der privaten Altersvorsorge, in dem Aktien einen substanziellen Anteil haben, ist überfällig. Denn gerade langfristig sind Dividendentitel in der Regel weitaus lukrativer als festverzinsliche Anlagen.

Der CDU-Kanzlerkandidat und frühere Blackrock-Mann Friedrich Merz hat zumindest im Wahlkampf schon eine Lanze für die private Altersvorsorge mit Aktien gebrochen. Das ist zumindest ein ermutigendes Signal mit Blick auf die neue Legislatur.

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