MarktplatzEuropäische Gaskrise

Dumme Idee aus Brüssel

Der europäische Gaspreis ist stark gestiegen, was zu Panikreaktionen in Brüssel führt. Mittlerweile hat sich Erdgas vor allem wegen der amerikanisch-russischen Friedensverhandlungen zwar spürbar verbilligt, die europäische Gaskrise bleibt aber ungelöst.

Dumme Idee aus Brüssel

Europäische Gaskrise

Dumme Idee
aus Brüssel

Von Dieter Kuckelkorn

Die jüngste Rally am europäischen Spotmarkt für Gas mit einem Spitzenwert von fast 59 Euro je Megawattstunde hat in der EU-Kommission und bei den Regierungen der Mitgliedsländer der Union für erhebliche Unruhe gesorgt. Denn umgerechnet auf ein Ölpreis-Äquivalent war der früher billige Energieträger Erdgas nun mit 100 Dollar je Barrel deutlich teurer als Öl selbst, mit rund 75 Dollar. Nun hat es einen – wohl nur temporären – Preisrutsch bis auf fast 51 Euro gegeben.

Ernsthafte Verhandlungen

Für diesen gibt es zwei Gründe. Zum einen haben nun erstmals ernsthafte Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine zwischen den USA und Russland begonnen. Die ukrainische Regierung und auch die Europäer sind dabei allerdings nicht eingebunden. Zum anderen gibt es echte Panikreaktionen der EU auf den sehr starken Preisanstieg für Erdgas um rund 50% seit Dezember. So verlangen europäische Regierungen von Brüssel, dass das verbindliche Wiederbefüllungsziel der Gasspeicher vor dem Beginn des nächsten Winters ausgesetzt wird. Das würde der Politik zwar eine gewisse Verschnaufpause verschaffen, angesichts des niedrigen Füllgrades der EU-Speicher von 47% im Vergleich zu 60% im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre die Misere der europäischen Gasversorgung aber keineswegs verbessern.

Preisobergrenze angedacht

Zudem denkt die EU-Kommission über Preisobergrenzen für LNG-Flüssiggas in der EU nach, wobei zu hoffen ist, dass die Idee schnell wieder beerdigt wird, zumal die Branche dagegen Sturm läuft. Denn sollte ein solch wenig durchdachter Schritt in die Realität umgesetzt werden, würden die LNG-Tanker, die gegenwärtig Kurs auf die EU-Terminals genommen haben, unverzüglich kehrt machen und andere Ziele ansteuern, wo es für die Verkäufer mehr zu verdienen gibt – solche Reaktionen waren auf dem LNG-Markt mit seinem harten Nachfragerwettbewerb in der Vergangenheit bereits zu beobachten.

Es gibt nur einen realistischen Weg, um die europäische Gaskrise zu beenden: Ein Friedensschluss in der Ukraine muss den Weg für russisches Pipeline-Gas in die EU wieder öffnen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.