KommentarUS-Bondmarkt und Konjunktur

Ende der Inversion der Zinskurve

In den USA ist die Zinsstrukturkurve derzeit nicht mehr invertiert. Das muss nicht heißen, dass es dort kurzfristig doch nicht zu einer Rezession kommt.

Ende der Inversion der Zinskurve

US-Bondmarkt

Ende der Inversion der Zinskurve

Von Dieter Kuckelkorn

Die Inversion der Zinsstrukturkurve ist ein wichtiges Konjunktursignal, das der Bondmarkt aussendet. Darunter versteht man eine Situation, in der kurzlaufende Staatsanleihen eine höhere Verzinsung aufweisen als länger laufende Titel. Der amerikanische Markt für Staatsanleihen wies nun seit Juni 2022 eine solche Inversion der Zinsstrukturkurve auf. Damit signalisierte er eine Rezession in der größten Volkswirtschaft der Welt. Ein solches Signal hat sich in der Vergangenheit stets als zuverlässig erwiesen, mit einem Vorlauf von vier bis acht Quartalen. Seit Juni 2023 hat sich allerdings diese Inversion langsam abgebaut, und aktuell ist sie gerade nicht mehr vorhanden: Die Rendite zweijähriger US-Staatstitel liegt bei 3,68% und diejenige von zehnjährigen Titeln bei 3,75%.

Kurzfristig Schwäche

Das (vorläufige) Ende der Inversion zeigt nun nicht an, dass die Rezessionsgefahr gebannt ist oder dass sich die Akteure am Bondmarkt geirrt hätten. Vielmehr handelt es sich um die Erwartung, dass es in vier bis acht Quartalen in den USA keine Rezession geben wird – was angesichts der anstehenden Leitzinssenkungen und ihrer zeitlichen Wirkverzögerung in der Realwirtschaft realistisch erscheint. Vorher könnte es durchaus zu einer Rezession kommen, zumal momentan das Schlagwort von der harten Landung in den USA erneut die Runde macht. Teile der US-Volkswirtschaft, etwa die Industrie, dürften sich bereits in der Rezession befinden. Und anekdotische Hinweise aus den konsumnahen Bereichen, etwa Gewinnwarnungen von prominenten Einzelhandelskonzernen, sprechen auch kurzfristig für Konjunkturschwäche.

Eingeschränkter Realismus

Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass die offiziellen US-Konjunkturdaten momentan nur eingeschränkt realistisch sind, weil die Biden-Administration vor den Wahlen zahlreiche Spielräume nutzt, um die Daten positiver aussehen zu lassen. So kündeten die jüngsten BIP-Daten von einem deutlichen Anstieg des Konsums, der sich kaum in Einklang bringen lässt mit der Nachrichtenlage. Damit bleibt der Zustand der amerikanischen Volkswirtschaft aktuell ein wenig undurchsichtig.

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