Großbank

Es kann immer noch schlimmer kommen für Credit Suisse

Verwaltungsratschef Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner haben eines von ihren überoptimistischen Vorgängern bei Credit Suisse gelernt: Jeder kommunikative Fehltritt macht ihre Aufgabe noch schwieriger.

Es kann immer noch schlimmer kommen für Credit Suisse

„Der Glaube versetzt Berge“, sagt der Volksmund. Auch Bankchefs wissen, dass sie zur Erreichung ihrer Ziele eine treue Gefolgschaft brauchen. Eine zwingende Voraussetzung dafür ist aber, dass die Manager die Deutungshoheit über die Fakten behalten. Um diese kämpft gerade die noch junge Führung der Schweizer Großbank Credit Suisse. Kaum dass das neue Führungsteam um CEO Ulrich Körner angetreten war, wurde es bereits von immer neuen Gerüchten gejagt. Auf welche Weise diese entstehen, lässt sich nicht eruieren. Die einschlägigen Finanzmedien kolportieren sie unter dem üblichen Verweis auf „Insider“. Niemand kann die Qualität der Indiskretionen dieser offenbar eingeweihten Kreise zuverlässig einschätzen.

Fakt ist jedoch, dass sie eine große Wirkung auf ihre Empfänger haben. Gerüchte über anstehende Massenentlassungen verunsichern die 45 000 Angestellten der Credit Suisse und lassen ohne Zweifel bei vielen die Bereitschaft steigen, die Stelle zu wechseln. Wie immer werden es die besten Talente sein, die als Erstes ein Angebot von der Konkurrenz erhalten. Auch die Kunden sind verunsichert, wie die negative Entwicklung der verwalteten Vermögenswerte zuletzt deutlich gezeigt hat. Vor allem aber sind es die Investoren, die angesichts der medial befeuerten Verunsicherung dem Management der Schweizer Großbank die Gefolgschaft zu verweigern drohen.

Der Aktienkurs bewegt sich inzwischen auf einem so tiefen Niveau, dass an eine Kapitalerhöhung kaum mehr zu denken ist. Entsprechende Gerüchte, die bereits im Mai ruchbar geworden waren und in der vergangenen Woche erneut auf den Tisch kamen, hat die Credit Suisse in einer am Montag verbreiteten Stellungnahme nicht bestätigt, aber sie hat sie auch nicht dementiert. Der Finanzkonzern hat lediglich versichert, mit seiner Ende Juli angekündigten strategischen Überprüfung auf Kurs zu sein und wie geplant Ende Oktober über die Ergebnisse des Prozesses informieren zu wollen.

Was uns die Credit Suisse zwischen den Zeilen aber wirklich sagen wollte, ist, dass die Option einer Kapitalerhöhung wenigstens im Moment nicht auf der Agenda steht. Hätte man das auch deutlicher sagen können – immerhin erscheint eine Kapitalerhöhung bei diesen Kursen in der Tat höchst unwahrscheinlich? Nein, Axel Lehmann und Ulrich Körner stehen mit der Credit Suisse am Anfang eines weiteren und steilen Weges. Von ihren notorisch überoptimistischen Vorgängern konnten sie lernen, dass jeder kommunikative Fehltritt ihre Aufgabe noch schwieriger macht. Es gilt die Devise: Es kann immer noch schlimmer kommen, bis es besser wird.

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