Kommentar:Geldpolitik

EZB vor heißem Frühjahr

Aktuell fällt es der EZB leicht, die Zinsen weiter zu senken. Doch damit könnte ab April Schluss sein. Dissens im EZB-Rat ist vorprogrammiert.

EZB vor heißem Frühjahr

Geldpolitik

EZB vor heißem Frühjahr

Von Martin Pirkl

Einstimmig hat die EZB den Einlagensatz auf ihrer ersten Zinssitzung des Jahres auf 2,75% gesenkt. Wenig kontrovers dürfte auch noch der Zinsentscheid im März ablaufen. Doch nach der zu erwarteten weiteren Lockerung um 25 Basispunkte kommt die Notenbank dann in Gewässer, in denen die Diskussionen im EZB-Rat hitziger werden dürften.

Denn ein Einlagensatz von 2,5% ist die Schwelle, ab der eine signifikante Anzahl an Notenbankern es für plausibel hält, dass die Geldpolitik nicht mehr restriktiv wirken könnte. Das trifft insbesondere auf die Falken im EZB-Rat zu, aber nicht nur. Und es sind die Falken, die dann vor der Sitzung im April vor einer weiteren Lockerung warnen könnten. Denn sie sehen aktuell keine Notwendigkeit für eine die Wirtschaft stimulierende Geldpolitik.

Wichtiges Puzzleteil Löhne

Mit Blick auf die schwächelnde Konjunktur mag diese Sichtweise merkwürdig erscheinen. Betrachtet man jedoch die Aussichten auf die Inflation – und um die geht es ja für die EZB – gibt es gute Gründe für einen vorsichtigen Ansatz bei der Lockerung der Geldpolitik. Die EZB muss dieses Jahr wie geplant und kommuniziert ihr Inflationsziel erreichen, um ihre Glaubwürdigkeit nicht zu beschädigen. Zwar sieht vieles beim Inflationsausblick gut aus, doch die Unsicherheit ist nach wie vor groß.

Die EZB prognostiziert ab dem zweiten Quartal ein deutlich niedrigeres Lohnwachstum. Tritt dies nicht ein, etwa weil der Fachkräftemangel den Anstieg der Löhne trotz überschaubaren Wirtschaftswachstums hochhält, besteht durchaus die Gefahr, dass sich die Inflation etwas oberhalb der 2% stabilisiert, wenn die EZB zu stark lockert.

Zeit für eine Zinspause der EZB im April

Unsicherheit kommt auch von jenseits des Atlantiks. Vorhersagen über die Politik Donald Trumps und ihre Effekte auf die Inflation im Euroraum fallen schwer. Bei all diesen Fragezeichen ergibt es Sinn, den Einlagensatz erst dann möglicherweise unter 2,5% zu senken, wenn mehr Klarheit beim Inflationsausblick herrscht. Ob dies jedoch bereits im April der Fall sein dürfte, ist fraglich.

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