Für die EU wird die Versorgung mit Erdgas noch unsicherer
EU-Erdgas
Versorgung wird
noch unsicherer
Von Dieter Kuckelkorn
Die Europäische Union ist nach wie vor zu einem recht hohen Maß von russischem Erdgas abhängig, das nach den neuesten EU-Daten etwa 18% des gesamten in der EU verbrauchten Erdgases ausmacht. Rund 4,5% des in der EU verwendeten Erdgases wird dabei nach wie vor über Pipelines durch die Ukraine geleitet. Aber wohl nicht mehr lange. Die ukrainische Regierung hat stets betont, dass sie den Vertrag mit Gazprom nicht verlängern wird. Und der läuft nun mal am 31. Dezember dieses Jahres aus.
Intensive Verhandlungen
Hinter den Kulissen wird intensiv verhandelt zwischen der ukrainischen Regierung, der EU-Kommission und Ländern, die von einer Abschaltung der Pipeline besonders betroffen wären, wie die Slowakei und Ungarn. Die beiden letztgenannten Länder sind stark an einer Fortsetzung der Lieferungen durch Gazprom via Ukraine interessiert. Die genaue Position der EU-Kommission in den Gesprächen ist nicht bekannt, aber diese hat in der Vergangenheit stets betont, Europa von russischem Erdgas abnabeln zu wollen – bis jetzt allerdings mit äußerst mäßigem Erfolg. Die ukrainische Seite hat bislang keine Kompromissbereitschaft erkennen lassen, auch wenn sie für ihr Überleben auf die ständigen Finanzspritzen der EU angewiesen ist, während die EU wiederum auf russisches Gas kaum verzichten kann.
Neue Sanktionen
Gefährdet ist aber auch die Lieferung des russischen LNG-Flüssiggases in die EU gleich in mehrerer Hinsicht, beispielsweise durch die neuen amerikanischen Sanktionen gegen die Gazprombank, die Zahlungen an Gazprom erheblich erschweren. Die Rohstoffanalysten der Bank of America merken dazu an, dass es der EU zumindest kurzfristig sehr schwerfallen wird, das russische Gas zu ersetzen. So könnte beispielsweise Aserbaidschan zu einem gewissen Grad einspringen – aber erst ab 2027. Und grundsätzlich trete die EU noch stärker in Konkurrenz zu asiatischen Verbrauchern. Die Folge davon wäre unweigerlich ein weiter steigendes Preisniveau für Erdgas in der EU und vor allem eine deutlich höhere Volatilität aufgrund der nachhaltigen Verunsicherung hinsichtlich der europäischen Energieversorgung.