MarktplatzÖlmarkt und Nahostkonflikt

Gefahr der Eskalation nicht gebannt

Der Ölpreis ist am Dienstag zeitweise unter die Marke von 77 Dollar gefallen. Neben Sorgen wegen der Konjunktur in den USA und in China ist vor allem die geopolitische Risikoprämie im Ölpreis zurückgegangen. Möglicherweise war das voreilig.

Gefahr der Eskalation nicht gebannt

Ölpreis

Eskalationsgefahr
nicht gebannt

Von Dieter Kuckelkorn

Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude ist überraschend schnell und deutlich gesunken. Am Dienstag lag er zeitweise bei nur noch 76,55 Dollar je Barrel. Dafür gibt es zwei Gründe. Zu den Sorgen wegen der Entwicklung der US-Konjunktur gesellen sich nun auch noch Befürchtungen hinsichtlich der Konjunktur in China. So hat das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal nur noch um 4,7% expandiert, und der Start in das dritte Jahresviertel stimmt nicht unbedingt zuversichtlich. So ist beispielsweise der Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Reich der Mitte unter die Marke von 50 gefallen, was Kontraktion in dem Sektor anzeigt.

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der möglicherweise noch stärker preisdrückend wirkte. So ist die geopolitische Risikoprämie im Ölpreis deutlich zurückgegangen. Nach Auffassung vieler Marktteilnehmer ist die Gefahr eines großen regionalen Krieges im Nahen Osten gesunken, und es wird sogar von vielen Beobachtern ein Waffenstillstand im Gazastreifen für möglich gehalten. Derartige Hoffnungen erscheinen allerdings übertrieben, es ist davon auszugehen, dass die geopolitische Risikoprämie im Ölpreis schon bald wieder höher ausfallen wird. So gab es zwar Berichte über einen neuen US-Vorschlag für einen Waffenstillstand und die Freilassung der israelischen Geiseln. Die meistens gut informierte US-Website Axios berichtet aber, es handele sich gar nicht um den Vorschlag eines dauerhaften Waffenstillstands, sondern nur einer zeitweiligen Waffenruhe zum Zweck der Freilassung der Geiseln. Darauf habe sich die Hamas-Miliz nicht eingelassen. Außerdem wäre es voreilig, die bisherige Zurückhaltung des Iran mit Blick auf den angekündigten Gegenschlag wegen des israelischen Mordanschlags auf den Hamas-Chef Haniyeh in Teheran als Hinweis auf die Aufgabe dieser Pläne zu werden. Die jüngsten Äußerungen der iranischen Führung haben das noch einmal unterstrichen. In Israel wiederum erscheint der Einfluss der Hardliner im Kabinett Netanyahu ungebrochen. Die Eskalation erscheint damit als lediglich aufgeschoben.

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