Geopolitische Anspannung
Ölpreis
Geopolitische Anspannung
Von Dieter Kuckelkorn
Der Brent-Ölpreis ist die vergangenen drei Monate auffällig niedrig gewesen, nun hat er sich wieder spürbar erholt und ist dementsprechend auf ein Dreimonatshoch geklettert in der Größenordnung von fast 77 Dollar je Barrel. Dazu tragen mehrere Faktoren bei. So sind in den vergangenen Monaten die Erwartungen hinsichtlich der Nachfrageentwicklung extrem und übertrieben negativ gewesen. Die Biden-Administration hat zudem vor den Präsidentschaftswahlen ein Interesse an einem niedrigen Ölpreis gehabt und ferner war die geopolitische Risikoprämie komplett ausgepreist worden, mit der Folge, dass Brent im Oktober sogar kurzzeitig weniger als 70 Dollar kostete.
Konjunktureller Stimulus
Was die Erwartungen zur Nachfrageentwicklung betrifft, so setzen die Marktteilnehmer jetzt auf Konjunkturstimuli sowohl in China als auch durch die kommende Trump-Administration in den USA. In China hat die Regierung im neuen Jahr bereits zusätzliche Maßnahmen angekündigt.
Angriff auf den Iran erwägt
Ein Artikel im US-Nachrichtenportal Axios hat zudem die Geopolitik zurück in das Blickfeld der Marktteilnehmer gebracht. Danach ist im November innerhalb der Biden-Administration ernsthaft diskutiert worden, ob die USA den Iran militärisch angreifen sollen, weil man diesen zu dem betreffenden Zeitpunkt als militärisch schwach einschätzte. Noch ist die Biden-Administration für etwa zwei Wochen im Amt, sie hat zuletzt einige Entscheidungen mit Zukunftswirkung getroffen, die den Wünschen des nächsten Präsidenten Trump erkennbar diametral entgegen laufen, was für die politische Praxis in den USA bereits ungewöhnlich ist.
Einmaliges Ereignis
Allerdings wäre es in der US-Geschichte ein einmaliges Ereignis, wenn ein US-Präsident unmittelbar vor dem Ruhestand einen Krieg beginnt, den sein Nachfolger dann auszubaden hätte. Außerdem scheint der Axios-Artikel lanciert worden zu sein, um sicherzustellen, dass es nicht dazu kommt. Dennoch gibt es am Ölmarkt so etwas wie eine leichte Anspannung und die Erkenntnis, dass die geopolitischen Risiken doch nicht ganz verschwunden sind.