KommentarNorwegischer Staatsfonds mit geringem Verlust

Gut positioniert

Der norwegische Staatsfonds NBIM ist gut durch das von erheblichen Marktschwankungen geprägte erste Quartal gekommen. Nur 35 Mrd. Euro hat der Fonds verloren.

Gut positioniert

Norwegischer Staatsfonds

Gut
positioniert

Von Kai Johannsen

Institutionelle Investoren lassen sich bekanntermaßen nicht gern in die Karten schauen. Der Grund besteht darin, dass sie ihre Anlageentscheidungen in den Märkten so umsetzen möchten, dass sie die Märkte dabei nicht zu ihren Ungunsten beeinflussen, aber auch deshalb, weil man im Markt nicht berechenbar sein möchte. Verständlich. Und das gilt für die Staatsfonds in besonderem Maße, schließlich werden hier Gelder für einen Großteil der Bevölkerung verwaltet. Das bedeutet eine besondere Verantwortung.

Besonders verschwiegen ist Norges Bank Investment Management (NBIM). Der norwegische Staatsfonds ist der weltweit größte seiner Art, er verwaltet die Einnahmen des norwegischen Staates aus der Öl- und Gasproduktion. Die Assets under Management (AuM) belaufen sich auf satte 1,7 Bill. Dollar (gut 1,5 Bill. Euro). Damit wäre NBIM in der Lage, den Löwenanteil der am Kapitalmarkt umlaufenden deutschen Staatsschuld zu kaufen, die in dieser Woche bei knapp 1,9 Bill. Euro lag. Das würden die Norweger natürlich niemals machen, sie sind gut diversifiziert. NBIM investiert in Aktien, Fixed Income, Immobilien. Außerdem geht der Fonds ausschließlich Investments außerhalb der norwegischen Wirtschaft ein.

NBIM gilt als Vorreiter bei nachhaltigen und ethischen Investments, hält Anteile an rund 8.700 Unternehmen. Damit kommt der Staatsfonds auf 1,5% sämtlicher weltweit gelisteten Aktienwerte. Nun hat NBIM mal durchblicken lassen, wie das erste Quartal für ihn gelaufen ist. NBIM-Chef Nicolai Tangen hält fest, dass die ersten drei Monate von erheblichen Marktschwankungen geprägt waren. Viel mehr sagt er nicht. Gut, das wissen die arg gebeutelten Anleger natürlich schon. NBIM ist aber gut durch die Zeit bis Ende März gekommen. 35 Mrd. Euro hat er laut Tangen verloren. Hört sich für Otto-Normalanleger nach viel an, für die Norweger ist das praktisch nichts. Gut 2% der AuM sind es. Ein enormer Erfolg, denn Anleger, die nur so wenig verloren haben in dieser Zeit, kann man am Markt mit der Lupe suchen. Tangen wollte sich aber nicht in die Karten schauen lassen, wie der April für ihn gelaufen ist. Das erfährt man dann vielleicht im Juli.

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