KommentarKreuzfahrtschiffbauer in Not

Gute Gründe für die Rettung der Meyer Werft

Für eine temporäre staatliche Rettung der Meyer Werft gibt es gute Gründe. Der beste ist das Orderbuch.

Gute Gründe für die Rettung der Meyer Werft

Meyer Werft

Gute Gründe für die Rettung

Von Carsten Steevens

Die Meyer Werft wird die größte Krise ihrer knapp 230-jährigen Unternehmensgeschichte überleben. Daran kann es nach der Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, das Unternehmen aus dem Emsland staatlich zu unterstützen, keine Zweifel mehr geben – auch wenn noch Finanzierungsgespräche mit Banken abzuschließen sind, aus dem Bundestag grünes Licht kommen und die Angelegenheit mit der EU-Kommission abgestimmt werden muss.

Für einen zumindest temporären Einsatz des Staates zur Rettung der größten deutschen Werft gibt es gute Gründe. Der beste ist das Orderbuch. Das hat nach dem unlängst vereinbarten Auftrag des Disney-Konzerns zum Bau von weiteren vier Kreuzfahrtschiffen ein Volumen von mehr als 11 Mrd. Euro und reicht bis 2031. Reedereien schätzen die Qualität der Schiffe „Made in Papenburg“ nach wie vor – ungeachtet der finanziellen Turbulenzen des Unternehmens, die unter anderem mit der aktuellen Systematik der Schiffsfinanzierung und jenen Aufträgen zusammenhängen, die während der Corona-Pandemie gestreckt wurden.

Geschäftsmodell intakt

Die Nachfrage nach Kreuzfahrten hat sich rasant von ihrem pandemiebedingten Einbruch erholt. Das Geschäftsmodell Kreuzschifffahrt ist intakt, wie neue Rekordstände bei Passagierzahlen zeigen. Positive Branchenperspektiven führten nach Beginn der Pandemie auch zu staatlichen Hilfen für Unternehmen wie den Reisekonzern Tui oder die Lufthansa. Erfahrungen aus dieser Phase des Wirtschaftsstabilisierungsfonds lassen sich nun im Emsland nutzen.

Neben dem Erhalt von Tausenden Arbeitsplätzen sowie mehreren Hundert Mill. Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, die jährlich in die öffentlichen Kassen fließen, geht es bei der Unterstützung der Meyer Werft zudem um die Sicherung der maritimen Wirtschaft und um den Erhalt von Spitzentechnologie in Deutschland. Auch das rechtfertigt ein zeitlich begrenztes Engagement des Staates. Die Meyer Werft gewinnt nun einige Jahre Zeit, um sich zu stabilisieren und einen Investor zu finden.

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