KommentarFusionen und Übernahmen

Ideologie in der US-Kartellpolitik schadet dem Wettbewerb

Die verbissene Monopolregulierung von Amerikas Behörden schadet dem Konkurrenzkampf in vielen Branchen mehr, als ihn zu fördern. Dies baden letztlich Verbraucher und die Gesamtwirtschaft aus.

Ideologie in der US-Kartellpolitik schadet dem Wettbewerb

US-Kartellpolitik

Ideologie über Wettbewerb

Von Alex Wehnert

Die verbissene US-Monopolregulierung schadet dem Konkurrenzkampf in vielen Branchen mehr, als ihn zu fördern.

Die letzten Monate der Biden-Regierung zeigen das zentrale Problem der amerikanischen Kartellpolitik eindrücklich auf. Denn das US-Justizministerium und die Monopolaufsicht FTC haben sich unter demokratischer Kontrolle ideologisch verrannt und eine Kampagne verfolgt, die dem Wettbewerb in vielen Branchen weitaus mehr schadet, als ihn zu fördern.

Aktuell feiern die Regulatoren, dass ein US-Gericht eine Übernahme der Supermarktkette Albertsons durch den Rivalen Kroger blockiert und sich damit auf die Seite der FTC schlägt. Die Behörde stellte die Anbieter als verbissene Konkurrenten dar, die ihre Preise gegenseitig unterbieten. Den Merger durchzuwinken hätte nach dieser Darstellung hohe Zusatzbelastungen für Konsumenten bedeutet.

Größeres Bild bleibt außen vor

Diese Argumentation basiert nicht nur auf zweifelhaften Fakten, fallen die Durchschnittspreise bei Albertsons bisher doch 10 bis 12% höher aus als bei Kroger, deren CEO im Fall des Zusammenschlusses Kostensenkungen zugesagt hat. Sie lässt auch das größere Bild außen vor. Denn die Supermarktketten konkurrieren nicht nur miteinander, sondern auch mit Retail-Giganten wie Walmart und E-Commerce-Riesen wie Amazon. Gegenüber diesen hätte der Zusammenschluss die Konkurrenzfähigkeit beider Anbieter gestärkt und somit positive Preiseffekte haben können.

Aufgrund ihrer extrem engstirnigen Auslegung des Kartellrechts, gemäß der jede Konsolidierung einen negativen Trend darstellt, haben Amerikas Behörden die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Unternehmen untergraben und größeren Konkurrenten den Weg geebnet. So ist es beim Merger zwischen der Coach-Holding Tapestry und der Michael-Kors-Mutter Capri geschehen, den ein Richter im November blockierte.

An Hauptaufgabe gescheitert

Mit Blick auf Luxusgüter, die für mehrere 100 Dollar über den Tresen gehen, mit dem Verbraucherwohl zu argumentieren, ist umso lachhafter, als Schwergewichte wie LVMH die Erlöse von Tapestry und Capri weit in den Schatten stellen und die Preise diktieren. Bei der angepeilten Fusion zwischen Spirit Airlines und Jetblue hat indes das Justizministerium verhindert, dass sich zwei kleinere Fluggesellschaften in einem Markt stärker positionieren können, den vier große Carrier dominieren.

Dagegen sind die Behörden damit gescheitert, wettbewerbsfeindliche Übernahmen im Tech- oder Ölsektor zu blockieren. Dafür werden die Verbraucher und die Gesamtwirtschaft noch hohe Preise zahlen – unabhängig davon, ob die Kartellregulierung unter republikanischer Kontrolle wirklich an Vernunft gewinnt.

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