Kein Grund zur Eile für die Fed
Federal Reserve
Kein Grund
zur Eile
Von Martin Pirkl
Die Erleichterung an den Finanzmärkten war groß, als am Mittwoch die US-Inflationsdaten erstmals seit Monaten positiv überraschen konnten. Nur wenige Stunden später machte sich bei einigen Anlegern jedoch wieder Ernüchterung breit. Die Fed verzichtete bei ihrem Zinsentscheid darauf, auch nur irgendwelche Andeutungen zu machen, dass der September vielleicht der Zeitpunkt für die von vielen herbeigesehnte erste Zinssenkung der US-Notenbank sein könnte. Recht hat die Fed. Denn niemand kann aktuell sagen, wann der richtige Moment für die Lockerung der Geldpolitik gekommen ist – auch nicht diejenigen, die sie festlegen.
Die US-Notenbank hat zuletzt einige ermutigende Signale erhalten. Dennoch spricht wenig für eine Festlegung auf eine frühe Zinssenkung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed in diesem Jahr überhaupt lockern kann, ist jedoch in den vergangenen Tagen und Wochen gestiegen. Die zeitweise ins Spiel gebrachte erneute Zinserhöhung sollte vom Tisch sein. Denn die Inflation bewegt sich wieder in die richtige Richtung und sollte diesen neuen Trend auch in den kommenden Monaten fortsetzen können. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die Indizien immer deutlicher werden, dass die amerikanische Wirtschaft im Jahresverlauf an Dynamik verliert. Dadurch wird der Preisdruck genauso sinken wie durch einen nachlassenden privaten Konsum.
US-Arbeitsmarkt dürfte abkühlen
Natürlich darf auch der Blick auf den Arbeitsmarkt nicht fehlen, wenn es um eine Prognose der US-Geldpolitik geht. Schließlich hat die Notenbank nicht nur die Aufgabe, für Preisstabilität zu sorgen, sondern auch für Vollbeschäftigung. Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiter von seiner robusten Seite. Die Zahl der neuen Stellen übertrifft regelmäßig die Erwartungen. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Signale für eine sich langsam vollziehende Abkühlung. So steigt die für die Fed wichtige Arbeitslosenquote an.
Die Daten zum Arbeitsmarkt sprechen daher für eine Zinssenkung in diesem Jahr. Es ist dabei jedoch keine Eile geboten für die Fed. Denn der Arbeitsmarkt ist immer noch so robust, dass es sich die Notenbank erlauben kann, mit der Zinssenkung so lange zu warten, bis sie ausreichend zuversichtlich ist, dass sich die Inflation nachhaltig auf 2% zubewegt.
Bis zur nächsten Zinssitzung im Juli wird die Fed diese Zuversicht nicht haben. Dafür ist die Zeitspanne zu kurz. Gut möglich, dass bis September die Disinflation genügend Fortschritte erzielt hat, dass die Notenbank eine Zinssenkung verkündet. Sicher ist das aber längst nicht. Womöglich müssen sich die Anleger also noch bis November oder Dezember gedulden.