KommentarChipindustrie

Klumpenrisiko China

Die Forderung Pekings an heimische Autobauer, mehr Chips aus chinesischer Produktion zu verwenden, wäre ein Schlag ins Kontor für die Strategien westlicher Halbleiterhersteller.

Klumpenrisiko China

Halbleiter

Klumpenrisiko China

Von Stefan Kroneck

Die Forderung Pekings an heimische Auto- hersteller, mehr Chips aus chinesischer Produktion zu verwenden, wäre für westliche Produzenten ein Schlag ins Kontor.

Aus Sicht europäischer Chipkonzerne ist China trotz eines zuletzt stotternden Wachstumsmotors ein verlässlicher Pfeiler in deren Expansionsstrategien. Das gilt insbesondere für die Zukunftsfelder Elektromobilität und autonomes Fahren. Mit Blick auf eine abflauende Euphorie in Westeuropa in Bezug auf die Perspektiven von E-Autos wird von den Halbleiteradressen darauf verwiesen, dass die Geschäfte in China stattdessen gut liefen und damit Dellen andernorts mehr als ausgeglichen würden.

Diese Botschaft hat an Glaubwürdigkeit eingebüßt, als dieser Tage über die Nachrichtenagentur Bloomberg sich das Gerücht verbreitete, dass Peking von den aufstrebenden chinesischen Autobauern fordere, mehr Chips aus heimischer Produktion zu verwenden. Ein Entschluss dieser Art wäre nachvollziehbar, herrscht doch im Reich der Mitte auf dieser Ebene Nachholbedarf. Der Westen – inklusive Südkorea und Japan – sowie Taiwan sind im Bereich elektronischer Bauelemente weit voraus.

Aktien auf Talfahrt

Die Anleger reagierten auf die Nachricht sehr nervös. Die Aktien von Infineon mit Sitz in Neuperlach bei München, vom italienisch-französischen Hersteller STMicroelectronics und vom niederländischen Fertiger NXP gingen auf Talfahrt. Das Papier von Deutschlands größten Halbleiterkonzern büßte seit vorigem Donnerstag fast 10% ein, die Titel der beiden obigen Wettbewerber verloren jeweils 6%. Am Montag setzte zwar eine kleine Kurserholung ein, die aber keine Trendwende bedeutet.

Die jüngste Nachricht passt ins Bild einer zunehmend geopolitisch angespannten Lage. In einer multipolaren Welt häufen sich Handelskonflikte. Die Auseinandersetzung auf diesem Gebiet zwischen Peking und Washington könnte eskalieren, sollte Donald Trump ein zweites Mal ins Weiße Haus einziehen. Die EU droht derweil mit Strafzöllen auf E-Auto-Importe aus China.

Gefahr für Geschäftsmodelle

In dieser Gemengelage wären Gegenmaßnahmen Chinas für Infineon & Co. ein Schlag ins Kontor. Das Autogeschäft macht beim weiß-blauen Dax-Mitglied über die Hälfte des Umsatzes aus; China steht für ein Drittel der Konzernerlöse. Ein Schwenk Pekings, um die eigene Hochtechnologie zu fördern, brächte die Geschäftsmodelle mancher Chiphersteller aus dem Westen ins Wanken. China entwickelt sich aufgrund erhöhter Unsicherheit zu einem Klumpenrisiko. Für Investoren heißt das, dass die Volatilität von Chipwerten mit einer starken Automotive-Ausrichtung zunimmt.

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