Japan wird Anlegern zu riskant
Nikkei 225
Japan wird Anlegern zu riskant
Von Martin Fritz
Aktieninvestoren sind quasi von Berufs wegen risikobereite Optimisten, aber gleichzeitig eben auch vorsichtige Optimisten. Deshalb blasen sie nun zum Rückzug aus Japan. Der Nikkei 225 brach am Montag um 4,1% ein. Der Indexverlust seit Jahresanfang summierte sich auf knapp 11% und bedeutete eine technische Korrektur. Der marktbreite Topix hält sich mit einem Jahresminus von 4,5% nur deshalb recht wacker, weil darin Auto- und Technologietitel weniger stark als im Nikkei vertreten sind.
USA als größtes Exportziel
Mit leichter Verzögerung scheinen vor allem ausländische Anleger, die den Börsenhandel in Tokio dominieren, erkannt zu haben, dass Japans Wirtschaft besonders unter den negativen Auswirkungen von höheren US-Einfuhrzöllen leiden wird. Japanische Hersteller sind mit einem Gesamtanteil von fast 50% die größten US-Autoimporteure. Die Zölle dürften preiswerte Autos besonders treffen, die in den japanischen Modellportfolios stärker vertreten sind. Die USA sind mit einem Anteil von 20% auch das größte Exportziel von japanischen Unternehmen, die dort zugleich die größten Investoren sind. Höhere Zölle werden das Wachstum der US-Wirtschaft bremsen und damit auch Japans Wirtschaft treffen. Der japanische Aktienmarkt reagiert sensibel auf solche Veränderungen der Weltwirtschaft.
Rückzug aus Halbleiteraktien
Ein indirektes Opfer der Trump’schen Handelspolitik sind die US-Technologieaktien. Der Nikkei profitierte vom KI-Boom am US-Aktienmarkt, weil auch die Titel von japanischen Halbleiterfirmen nach oben schnellten. Die Verluste am Montag gingen überproportional auf das Konto von Chip-Aktien, die die Nasdaq-Schmelze vom Freitag nachholten. So rutschten Tokyo Electron und Advantest, mit einem Indexanteil von jeweils über 5% der zweit- und drittschwerste Nikkei-Wert, um 6,6% bzw. 7,7% ab.
Zwei weitere Unsicherheitsfaktoren mahnen Japan-Anleger zur Vorsicht. Japan profitierte lange vom Kapitalabfluss aus China, nun scheint sich die Fließrichtung umzukehren. Und sollte es Trump gelingen, den Dollar zu schwächen und damit den Yen zu stärken, dann werden die Bilanzgewinne der Exportunternehmen sinken.